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Ein Schiff wird kommen

Palma erlebt die Taufe der AIDAmira und diskutiert zugleich über Einschränkungen für Kreuzfahrer. Bestandsaufnahme einer aufgeheizten Klimadebatte – und der ehrgeizigen Klimaprojekte deutscher Unternehmen

von PETER LAMPRECHT

Für Deutschlands international gefragtes Top-Model Franziska Knuppe wird es ein Déja Vu: Am 30. November tritt die schöne Rostockerin nach zehn Jahren zum zweiten Mal als Taufpatin für ein AIDA-Kreuzfahrtschiff auf Mallorca an. Vor der strahlend erleuchteten Kathedrale von Palma gibt sie dem 14. Kussmund-Schiff der Rostocker Flotte seinen Namen: AIDAmira. 2009 hatte Franziska Knuppe an gleicher Stelle schon die AIDAluna auf die Weltmeere geschickt.

Franzisk Knuppe, Taufe AIDAluna // Foto © AIDA Cruises
Franzisk Knuppe, Taufe AIDAluna // Foto © AIDA Cruises

 

Vier Wochen lang war die mira, einst ein Traumschiff der Muttergesellschaft Costa Crociere, zuvor auf der Fincantieri-Werft für die neue Aufgabe fit gemacht worden. Nun nimmt sie von Palma aus erstmals eine besondere Winter-Destination ins Visier: Als neues Flaggschiff der kleinen „selection“-Flotte startet AIDAmira zur großen Fahrt entlang der afrikanischen Westküste über den Senegal und Namibia bis Kapstadt. Die südliche Metropole ist dann bis zum Frühjahr 2020 Start- und Zielhafen für sieben bzw. 14 Kreuzfahrttage – einmal geht es bis Durban, dann zurück über Kapstadt bis Windhoek.

Deutschlands erfolgreichste Kreuzfahrt-Marke etabliert sich damit, übrigens 2020 gefolgt von der Konkurrenz TUI Cruises mit ihrer „Mein Schiff Herz“, erstmals im Schatten des Tafelbergs. Wie die drei Schwestern der selection-Klasse (AIDAcara, AIDAvita und AIDAaura) bietet die mira ausgiebige Aufenthalte und Ausflugsmöglichkeiten in den Top-Häfen, komfortabel bemessene Flächen auf dem Sonnendeck, dazu regional eingefärbte kulinarische Programme und die familiäre Atmosphäre, die mit rund 1200 Passagieren leichter entsteht als auf größeren Einheiten.

Die mira auf See - noch eine Fotomontage // Foto © AIDA Cruises
Die mira auf See – noch eine Fotomontage // Foto © AIDA Cruises

 

Noch ein Kreuzfahrtschiff also mit Palma als Starthafen im Winter und als Zielpunkt im Frühjahr? Und das unter kritischer Beobachtung der Klima-bewegten Greta-Gemeinde, die es längst auch deutlich hörbar auf Mallorca gibt? Die Freude an Schiffstouren jedenfalls wächst weiter. Von Januar bis August 2019 immerhin landeten bereits 1,8 Millionen Kreuzfahrer auf der Insel. Das waren 9,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Beschränkungen im Gespräch
Die Mallorca Zeitung, Kooperationspartner von Myilands, hat in den vergangenen Wochen weitere Aspekte zum Stand der Insel-Diskussion über das Thema Kreuzfahrt zusammengetragen. Aktivisten etwa fordern eine dramatische Beschränkung. Nur noch ein Dickschiff pro Tag solle zugelassen werden. Selbst Branchenfachleute lassen durchklingen, mit einer Begrenzung auf maximal drei schwimmende Hotels täglich könne man sich vielleicht anfreunden.
Allerdings hat Salvador de la Encine, Präsident der spanischen Hafenbehörde, die aufkommende Regulierungsbegeisterung deutlich gedämpft. Nach seiner in der Mallorca Zeitung zitierten Aussage seien staatliche Einschränkungen per Gesetz ausgeschlossen. Lediglich ein Entgegenkommen der Reedereien könne dazu beitragen, die Zahl der Schiffs-Ankünfte und -abfahrten zu begrenzen. In diese Richtung könnte beispielsweise bereits ein Kooperationsabkommen weisen, das AIDA-Chef Felix Eichhorn im Sommer mit dem Bürgermeister des kroatischen Juwels Dubrovnik abgeschlossen hat.

Taxifahrer rechnen auf Kreuzfahrer
Mallorcas Taxiunternehmen haben unterdessen vorgerechnet, dass die viel geschmähten Kreuzfahrtgäste bis zu 70 Prozent der Taxi-Einnahmen auf der Insel verursachen. Wer auf der einen Seite reguliert, muss die Verluste auf der anderen also mit einkalkulieren.
Die Tourismusbranche trägt mit einer weiteren Rechnung zusätzlich zur Abkühlung der Gemüter bei. Kreuzfahrtgäste nämlich machen gerade acht Prozent aller Mallorca-Touristen aus.

Wohin die Reise geht
Unabhängig von solchen Debatten haben sich die drei Marktführer der deutschen Kreuzfahrtbranche längst auf eine aufwändige Reise in Richtung Klimaschutz begeben. MyiLands fasst die wichtigen Daten zusammen:

HAPAG LLOYD
Der Kreuzfahrtpionier aus Hamburg ist mit sechs Kreuzfahrtschiffen unterwegs, darunter die beiden weltweit Klassenbesten Europa und Europa 2. Vorstandschef Karl J. Pojer hat erst kürzlich eine grundlegende Neuerung in Richtung Klimaschutz angekündigt: Ab Juli 2020 werden alle Kreuzfahrtschiffe unter seiner Marke statt des bisher mit genutzten Schweröls ausschließlich schwefelärmere Marine-Diesel verbrennen. Damit reduziere die Flotte ihre Emissionen insgesamt um 80 Prozent. Allein der Ausstoß von Ruß und Feinstaub werde um 30 Prozent reduziert. Marinediesel ist deutlich teurer als Schweröl, aber es ermöglicht weitere Verbesserungen, so den Einbau zusätzlicher Filter und Katalysatoren. Pojer mahnte zugleich: „Wir machen einen großen Fehler, wenn wir das Reisen gegen den Umweltschutz ausspielen. Es kommt darauf an, die richtige Balance zu finden.“

MS Europa vor den Sychellen
MS Europa vor den Sychellen

 

TUI CRUISES
Man habe sich seit der Gründung vor zehn Jahren „zur modernsten, umweltfreundlichsten Kreuzfahrtflotte der Welt entwickelt“, schreibt CEO Wybke Meier im Umweltbericht 2018 des Unternehmens. Katalysatoren und Abgasreiniger haben danach auf den jüngsten der bisher sieben Flottenmitglieder, Mein Schiff 1 und 2, den Energieverbrauch auf 40 Prozent der Vergleichswerte für ähnlich große Schiffe gesenkt. 99 Prozent vom Schwefeldioxyd, 75 Prozent der Stickoxyde und 60 Prozent des Partikelausstoßes seien reduziert worden. 2024 und 2026 sind Neubauten angekündigt, die ausschließlich mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben werden. Zusätzlich sollen alle Schiffe für die Übernahme von Landstrom in Häfen ausgerüstet werden. Allerdings: bisher sind lediglich die Häfen von Hamburg, Oslo und Kristiansand dafür ausgestattet. Mehr sollen folgen.

Die neue „Mein Schiff1” von Tui Cruises setzt auf modernste Filter- und Katalysatorentechnik. Die Nachfolge-Generation wird auf LNG-Betrieb ausgerichtet // Foto © tui cruises
Die neue „Mein Schiff1” von Tui Cruises setzt auf modernste Filter- und Katalysatorentechnik. Die Nachfolge-Generation wird auf LNG-Betrieb ausgerichtet // Foto © tui cruises

AIDA CRUISES
Mit jedem Neubau seit 2007 verkündeten die Rostocker zusätzliche Umweltmaßnahmen. Umweltberaterin ist dort Ex-Umweltministerin Monika Griefahn, in gleicher Funktion auch für Costa aktiv. Aktuell bietet man mit der 2018 in Dienst gestellten AIDAnova das überhaupt erste Kreuzfahrtschiff weltweit, das mit LNG betrieben wird. Allerdings ist die Versorgung mit dem Flüssigerdgas noch wenig ausgebaut. So wird die nova von einem aus Rotterdam entsandten Tankschiff mit neuem Brennstoff versorgt. Gleichwohl trägt die Neuentwicklung seit September 2019 deutlich sichtbar am Heck das von der Bundesregierung verliehene Logo des Blauen Engels für vorbildlichen Umweltschutz. Immerhin wurden die Emissionen von Feinstaub und Schwefeldioxid um fast 100 Prozent reduziert. 2020 wird die AIDA perla zudem als erstes Schiff mit Lithium-Ionen-Batterien für teilweisen Elektro-Betrieb ausgerüstet, 2021 und 2023 sollen zwei weitere LNG-angetriebene Schiffe folgen. Und auch der Betrieb mit Brennstoffzelle ist im Gespräch. AIDA forscht ebenfalls an neuen, sauberen synthetischen Schiffstreibstoffen.

Ganz oben: Afrikas Südküste mit der Metropole Kapstadt wird neues Winterziel der AIDAmira // Foto © pixabay.de
Oben links: Spaß auch für die Kleinen: Familienreisen auf der MS Europa // Foto © Hapag Lloyd Cruises

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