Das Magazin für Sylt und Mallorca
Weingut in Llucmajor © MARUCCIA

Lust statt Frust

VOM MARKTFORSCHER ZUM WEINMACHER

Mallorca statt Welthafen – die Verwandlung des erfolgreichen Online-Pioniers FRANK MARUCCIA

von TORSTEN STIEGEMANN

„Ich hatte alles, nur kein Leben“. Mit diesem sarkastischen Satz beschreibt Frank Maruccia den wichtigsten Grund dafür, dass wir ihn heute auf einer 1,6 Hektar großen eigenen Bodega auf Mallorca treffen können.

In seinem früheren Leben war er Chef der Hamburger Media Transfer AG. Niemand hatte so schnell wie Frank Maruccia das Potenzial der Online Marktforschung erkannt. In einer kleinen Wohnung mit vier Mitarbeitern baute er seine Firma auf, nach vier Jahren waren es bereits 39 Mitarbeiter. Da residierte das Unternehmen bereits standesgemäß in einer Hamburger Villa. Der Erfolg ging jedoch zu Lasten von Lebensqualität wie Gesundheit: „Morgens der Erste im Büro, abends der Letzte der ging, keine Freizeit, keine sozialen Kontakte außerhalb des Business, keine Beziehung hielt stand. Irgendwann stellst du dir die Sinnfrage: Ist es das Leben, das du wirklich so leben willst? Wiegt das Geld, die Villa, das dicke Auto all das auf … ?“

Frank Maruccia stieg aus, verkaufte seine Firma an ein amerikanisches Unternehmen und begab sich auf Reisen. Suchte den Ort wo er leben könnte. Australien, Neuseeland, die USA – aber nirgends fand er das was er suchte. Zwischendurch jettete er immer nach Hamburg zurück, um den neuen Besitzer der Firma zu unterstützen.

Aufgrund der guten Anbindung und des Klimas fiel die Wahl des Halbitalieners (Vater ist Italiener, Mutter Deutsche) auf Mallorca. Dank seiner Verwandten in Apulien wie Württemberg war er mit dem Weinanbau nicht nur vertraut, sondern auch emotional stark verbunden. In der Nähe von Llucmajor fand er nach langer Suche ein passendes Grundstück, das er „von der Pike auf“ für den Weinbau renaturisierte.[bild-1]

„Mir war wichtig, einen Fleck auf der Insel zu finden, wo es die idealen Bedingungen für den Weinbau gab und der fernab des Touristentrubels liegt,“ erinnert er sich. So gründlich geht kein Yuppie-Winzer eine solche Aufgabe an. Frank Maruccia trägt Jeans und ein Polohemd, an der Händen haftet der Lehmboden. Das komplette Weingut bewirtschaftet er allein, ohne Angestellte.

MARUCCIA HAT KEINERLEI ANGESTELLTE UND ARBEIT ZUM GRÖSSTEN TEIL ALLEINE

Im Jahr 2009 begann die Bepflanzung. Merlot, Syrah, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Chardonnay und die süditalienische Rebsorte Agilanico werden hier seither gepflanzt Die 7500 Rebstöcke ergeben mittlerweile 10.000 Flaschen Wein. Keine leichte Aufgabe.

Hier im Süden der Insel kann es lange sehr heiß und trocken sein. Trotzdem wird bei Maruccia auf eine künstliche Bewässerung bewusst verzichtet. Der Lehm-Ton-Boden muss permanent bearbeitet werden, die Kapillare müssen immer wieder zerstört werden, damit die wertvolle Feuchtigkeit im Boden verbleibt.[bild-2]

Die Maruccia Trauben sind kleiner, konzentrierter und führen zu einem mineralischen Wein: das Ergebnis ist spannend. Vertrieben werden diese Flaschen ausschließlich an Top Gastronomen in Deutschland und der Insel und über die Mitglieder des „Club 953“. Die Zahl 953 steht für die ursprünglich geplante Anzahl an Rebpaten. Diese legen auf dem Weingut selbst Hand an, wenn Sie mögen – und sie haben das Recht „Ihre“ Weine exklusiv zu erwerben, dazu erhalten Sie ein Vorkaufsrecht, bevor die Weine in die TOP-Gastronomie gehen. Bei der geringen Produktion und der Begehrtheit der Weine sicherlich ein großer Vorteil.

Schon nach kurzer Zeit waren es über 300 begeisterte Paten, das Geschäftsmodell schien wirtschaftlich aufzugehen. Die Mitgliedschaften konnten ursprünglich über das Internet abgeschlossen werden. Und genau hier sah Maruccia im Nachhinein das Problem: es fehlte die persönliche Komponente. Nach der Konzeptänderung fand eine erhebliche Reduzierung der Mitglieder statt und neue Mitglieder werden jetzt nur noch nach einer Vorstellung beim Clubboard aufgenommen. Hier zählt nicht der Namen oder das Geld sondern ausschließlich die Sympathie.

Die Clubmitglieder, nur ein wirklich exklusiver Kreis, treffen sich regelmäßig, tauschen sich aus und genießen den Wein mit im Rahmen von Veranstaltungen auf dem Weingut. Sterneköche aus Deutschland und Topköche von der Insel kommen immer wieder gerne zu Frank Maruccia und kochen hier im kleinen Kreis für bis zu maximal 24 Personen.

Für die Mitglieder wird derzeit ein ganz exklusiver und 48 Monate auf der Hefe gelagerter Winzersekt abgefüllt. Zudem wird Maruccia 2019 einen Kräuterlikör auf den Markt bringen, den er auf der Basis seiner Weine und mit Orangen und Kräutern von der Insel herstellen wird.

Weinliebhaber sind nach telefonischer Vorankündigung natürlich weiterhin gern willkommen. Man darf gespannt sein, welche hervorragenden Weine, Sekte und sonstige Produkte in den nächsten Jahren aus der Hand des Winzers entstehen.

Foto oben links: © Maruccia

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