Das Magazin für Sylt und Mallorca

Sylt oder Sahne

Ein Glücksroman für Sylt-Genießer

von DAGMAR HAAS-PILWAT

Eigentlich erscheint das Gros der neuen Bücher in Deutschland jeweils knapp vor oder pünktlich zur Buchmesse im Herbst. Anders ist das zuweilen bei ­Büchern, die den Inselnamen Sylt im Titel führen: Da wird gern schon vor Beginn der jeweiligen Sommersaison gestartet. Fünf Tage nach Erscheinen dieser Ausgabe unseres Inselmagazins ist es wieder so weit: Ullstein bringt „Sylt oder Sahne“ in den Buchhandel. Es ist bereits der fünfte „Glücksroman“ aus der Feder einer Frau, die ihre eigene Begeisterung für Deutschlands nördlichste Insel zum Erfolgsrezept entwickelt hat.

Der erste Titel war „Sylt oder Selters“ (2015). Gedruckt und online erreichte das viel gelobte Buch inzwischen satte 80.000 Leserinnen oder Leser. In den folgenden Jahren brachte Claudia Thesenfitz „Meer Liebe auf Sylt“, „Sylt oder solo“ und „Mit James auf Sylt“ unter die Leser – jeweils Geschichten, die gewürzt waren mit eigenen Insel- und Lebenserfahrungen. Der Neufundländer „James“ zum Beispiel war im wahren Leben ihr inzwischen im Hundehimmel angekommener vierbeiniger Begleiter.

In der Neuerscheinung „Sylt oder Sahne“ berichtet nun eine Erzählerin namens Nele von einem quälenden Gewichtsreduktions-Versuch mit zeitgenössischen Rezepten und dazu passenden touristischen Angeboten. Nach eigener Analyse mindestens 20 Kilogramm zu schwer, folgt die Hamburger GRAFIKERIN einem Trend-Tipp und mietet sich zur Fastenkur in einer hippen Bleibe mit Blick auf die Hörnumer Düne ein.

Dort gehört überraschend die Unterbringung in Dreibettzimmern auch für Solo-Gäste zur ideologischen Grundausstattung. Allerlei geführte Bewegungsanstrengungen, wunderbar anschaulich beschrieben, wechseln sich ab mit nahezu kalorienfreiem Nahrungsersatz. Alles wird von den Anbietern durch einen undurchlässigen klimapolitischen Überbau vor kritischen Einwänden abgeschirmt. Umso mehr erleichtert lachen Leserinnen und Leser leicht gequält mit, wenn sich die Erzählerin selbstironisch zu eigenen Schwierigkeiten mit der Rundum-Betreuung äußert. Und – Happy End natürlich inklusive – man atmet auf, wenn auf durchaus nicht fremdbestimmte Weise seelische und gewichtsmäßige Erleichterung zugleich zu verbuchen sind. Ein Glücksroman eben, einer mit Genusspotenzial.

Claudia Thesenfitz, Jahrgang 1967, war längst erfolgreiche Magazin-Journalistin, ehe sie ihren Kindheitstraum zu verwirklichen und zur Buchautorin umzusatteln wagte. Ihr erstes Buch erschien 2005 – eine ungewöhnliche Autobiographie („Willst Du mit mir geh´n“) von und mit Deutschlands berühmtester Pop- und Schlagerqueen Nena aus Hagen. Nena war die Muse, die den Mut zum Buch in der Journalistin Thesenfitz geweckt hat. Wie das geschah, berichtet Claudia Thesenfitz in unserem Interview.

„SO WAR DIE SACHE MIT NENA”

Erfolgsautorin Claudia Thesenfitz berichtet im Interview, wie erst die Schlagerqueen und dann Regisseur Dieter Wedel sie zum Bücherschreiben ermutigten. Und sie bekennt: „Sylt ist meine Trauminsel“.

Frankfurter Buchmesse 2005: Nena und Claudia Thesenfitz bei der Präsentation von Nenas Autobiografie // FOTO © PRIVAT

Myilands: Glückwunsch für einen bewegten Weg bisher! Stimmt mein Eindruck: Sie mögen Menschen, haben Respekt – und lachen gern über andere wie über sich selbst …

Claudia Thesenfitz: … da liegen Sie schon richtig, vielen Dank.

Sie wurden in Berlin geboren, haben in Hamburg studiert und erfolgreich als Chefreporterin und freie Journalistin gearbeitet. Nun ist die südfriesische Nordseeküste Ihr Lebensmittelpunkt – oder steht da nur ein Ferienhaus als Ruheraum für die Arbeit an den Büchern?

Nein, da bin ich jetzt zuhause – auch, weil Mutter und Schwester inzwischen dort leben. Die Neufundländerwelpin Pauline, seit zwei Monaten bei mir, liebt die langen Spaziergänge am Nordseestrand genau wie ich.

Claudia Thesenfitz mit Neufundländer James am Strand // FOTO © JULIA MARIE WERNER

Und warum wohnen Sie dann nicht auf Sylt, wo Ihre Glücksromane spielen?

Sylt ist meine Trauminsel. Zum Glück komme ich mindesten zwei bis dreimal im Jahr und zu den Leseterminen dort hin. Und jedes Mal entdecke ich dabei neue Ecken. Ich bin hingerissen von den Wellen. Ich liebe das einzigartige Licht, das die feinen Wassertröpfchen der Dünung auf der Westseite erzeugen. Ich liebe die vielfältige Topgastronomie auf Sylt. Aber das alles macht das größte Hindernis nicht wett. Das sind die Grundstückspreise, für eine Autorin wie mich unerschwinglich, auch die Mieten sind nicht nur mir zu hoch.

Eine Autobiographie, geschrieben gemeinsam mit Nena – das war 2005 Ihr Umstieg von der Redaktionswelt in den Bücherhimmel. Wie kam es dazu?

Schon als Kind war ich der typische Bücherwurm, mit neun Jahren ein Dauergast in den Bücherhallen. Im Traum habe ich schon damals Romane geschrieben. Wie viele mit dieser Vorgeschichte bin ich erstmal beim Journalismus gelandet. Der Traum blieb, aber im schnellen Alltagsbetrieb gelang es einfach nicht, einen Plot, eine Idee für einen Roman zu entwickeln, die über 300 Buchseiten trägt. Nach vielen Interviews mit spannenden Partnern kam dann aber das Gespräch mit Nena. Wir verstanden uns besonders gut, so erzählte ich ihr von meinem Traum – und dass ich schon ein paar Kurzgeschichten in der Schublade hatte. Sie gab mir ihre Faxnummer, ich schickte einige Texte – und irgendwann fragte ihr Management nach, ob ich nicht Lust auf eine Autobiographie mit ihr hätte. Das wurde mein Start als Buchautorin.

Dann folgte der Schwenk der Biographin hin zu starken Männertypen – der damals berühmte Regisseur Dr. Dieter Wedel und Uwe Ochsenknecht. Dazu gehörte bestimmt nochmals Mut?

Dr. Wedel hat sich selbst gemeldet, nachdem er die Nena-Biographie gelesen hatte. Er fand die gut. Es wurde eine sehr angenehme Arbeit, aber wir brauchten drei Jahre insgesamt. Auch das Buch kam schließlich gut an bei den Lesern, lange vor den schweren Vorwürfen, die später seine Karriere beendet haben.

Autorin Thesenfitz mit Uwe Ochsenknecht und einer Freundin 2012 bei der Arbeit an der Ochsenknecht-Biografie auf Mallorca // FOTO © PRIVAT

Und die Ochsenknecht-Biographie?

Das ging dann schneller, ich hatte meinen Rhythmus gefunden, es wurde unkomplizierter.

Sylt oder Sahne – in diesem Roman steckt auch viel Zweifel an den gerade gängigen grün eingefärbten Lebensregeln, die mit viel Social-Media-Getrommel ziemlich gnadenlos durchgepaukt werden sollen. Wie gehen Sie selbst damit um: Sekt oder Selters, Sylt oder Sahne, kreatives Chaos oder strukturierter Alltag?

Ich habe mir ein strukturiertes Leben im Arbeitsalltag angewöhnt. Aber ich weiß auch, dass ein Leben nicht bis in die letzte Ecke planbar ist. Glück oder Katastrophen kommen einfach oft ungeplant um die Ecke, dann muss man kurzfristig reagieren. Auch wenn man klare Ziele verfolgt, beispielsweise wenn man Kilos abspecken will, hilft nicht immer nur klösterliche Strenge. Und ich stehe zu allem, was uns hilft, die Klimakatastrophe noch abzuwenden. Es geht um Lösungen, die Erfolg versprechen. Aber das Leben muss auch weiterhin Freude machen dürfen.

Und wenn Sie heute nochmal 20 wären – könnten Sie sich in der neuen Medienwelt auch einen Start als Influencerin vorstellen?

Bestimmt nicht als Influencerin in Sachen Mode oder Kosmetik. Und auch als unbeugsame Missionarin würde ich mich sicherlich nicht eignen. Eine Influencerin für eine gesunde, lebenswerte und vor allem auch friedlichere Welt – dazu hätte ich mit 20 aber wahrscheinlich Lust gehabt. Beispielsweise würde ich mich einsetzen für einen klimaneutralen Sylt-Zugang über den Hindenburgdamm – beispielsweise eine Brücke oder einen für e-Autos befahrbaren Damm, wie es ihn ja auch ein paar Kilometer weiter nach Romo gibt …

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