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Sylt wirkt magisch

AUCH AUF DIE NÄCHSTE GENERATION

von PETER LAMPRECHT

Im Gespräch mit Myilands berichtet der Pianist Joja Wendt über seine besondere Beziehung zum Jazz, seine zweite Liebe namens Tischtennis – und über den Familienrat, der über das Schicksal des Sylter Zweitwohnsitzes entscheiden sollte.

Seine Welt dreht sich um 88 Tasten, große weiße und kleinere schwarze Tasten. Ja, Sie raten richtig: Die Rede ist von Klaviertasten. Und von Joja Wendt, 54, Hamburger vom ersten Lebenstag an, zugleich Wahlsylter seit über 14 Jahren. Joja Wendt hat sich einen Namen gemacht als großer Unterhalter, auch als Rekordpianist: „Keiner spielt schneller“, fand die Nordwest-Zeitung.

Wer ihn als Unterhalter engagiert hat, darf sich als Hauptgewinner fühlen – wie gerade kürzlich erst das Pandemie-gebeutelte Kreuzfahrtunternehmen TUI Cruises. Mit deren „Mein Schiff 1“ war Wendt für eine Woche auf Fjorde-Reise. Der auf den ersten Blick zurückhaltend wirkende Hanseat trat dort vor Corona-begrenztem Auditorium von jeweils nur 80 Passagieren auf. Joja Wendt entpuppte sich auch auf dieser Bühne als einzigartiges Multitalent, wie eigentlich immer. Er spielt Boogie-Woogie und Rock, Jazz, Blues und Klassik, er rezitiert zugleich lyrische Schätze, wirft spontan eigenen Wortwitz ein, tobt topfit mit Slapstick-Einlagen über die Bretter. Improvisation ist sein Handwerkszeug.

JAZZ ALS MUTTER DER MODERNEN MUSIK
„Boogie, Blues und all die übrigen Wurzeln der Jazzmusik, am Ende auch der Bebop der Nachkriegszeit – das ist das ursprüngliche Vokabular der gesamten heutigen Musik. Improvisation gehört untrennbar dazu. Und wenn man da angefangen hat mit dem Musizieren, dann ist das, als hätte man den Jazz-Spirit mit der Muttermilch aufgenommen.“, findet Joja Wendt. Dass Zuhörer aller Generationen auf gleiche Weise die Füße nicht mehr stillhalten können, wenn Wendt mit seinen feinen Händen über die Tasten tobt, das hat mit diesen Zusammenhängen zu tun.

ZURÜCKHALTUNG IM NETZ
Angesprochen auf ein Interview, das Myilands im Juni mit Deutschlands Top-Jazztrompeter Till Brönner geführt hat, zeigt sich Joja Wendt weithin einig mit dem Musikerkollegen: „Ja, ich sehe es ähnlich wie Till. Wir Musiker müssen aufpassen, dass wir uns nicht aus der Not des faktischen Berufs- und Auftrittsverbotes mit Haut und Haaren an die sozialen Medien verramschen – und das oft fast zum Nulltarif. Till hat mir großer Mühe eine eigene Marke geschaffen, die es zu schützen gilt, als Musiker wie als Fotograf. Aus dem gleichen Grund habe ich mich ebenfalls mit Extra-Auftritten in den Netzwerken zurückgehalten.“ Zwar gab es im Corona-Frühjahr zwei Extra-Videos von Joja Wendt auf YouTube. Die meiste Zeit des Corona-Lockdown aber hat er mit der Entwicklung neuer kreativer Ideen verbracht. „Da sind neue TV-Formate mit Musik entstanden, auch ein paar Podcasts. Ich habe schließlich sogar angefangen ein großes Bild zu malen, mal sehen, was dabei am Ende herauskommt.“

KLAVIER AB VIER
Der Weg des Künstlers Wendt war schon früh vorgezeichnet. Als Sohn einer Sängerin und eines Hamburger Arztes begann er schon 1968, als Vierjähriger, mit dem Klavierspiel. Nach dem Abitur wandte er sich dem Jazz zu, spielte immer wieder in der Hamburger Jazzkneipe Sperl. Und da hörte ihn irgendwann der große Joe Cocker. Der Star engagierte den Nachwuchspianisten fürs Vorprogramm seiner Deutschlandtournee – das Einstiegsticket, um auch den führenden deutschen Kritikern im großen Publikum vorzuspielen.

GROSSE WEGGEFÄHRTEN
So landete er als Pianist neben Chuck Berry auf dessen Tour durch Deutschland, spielte mit Hartmut Englers Gruppe PUR bei einem legendären Konzert vor 60.000 Zuhörern in der Schalke-Arena, wurde für die Filmmusik des Streifens „7 Zwerge, Männer allein im Wald“ engagiert. Im Jahr 2000 wurde Joja Wendt mit dem Louis-Armstrong-Preis ausgezeichnet. Seit 2011 tritt er zuweilen gemeinsam mit Stefan Gwildis und Rolf Claussen unter dem Namen „Söhne Hamburgs“ auf. Das Traditionshaus Steinway & Sons schließlich nahm ihn in den ehrenvollen Kreis der „Steinway-Künstler“ auf.

TISCHTENNIS HILFT
Die professionelle und begeisterte Beschäftigung mit der Kunst hat Joja Wendt nicht gehindert, sich auch sportlich und gesellschaftlich zu engagieren. Bis heute spielt er mit großer Begeisterung in der ersten Tischtennis-Mannschaft der SG Grün-Weiß-Rot Nienstedten/TuS Ostorf – immerhin in der höchsten Hamburger Spielklasse – und er findet: „Tischtennis ist ein Segen für einen Profimusiker. Man übt sich in Ausdauer, Reflexen und im Antizipieren, und die Verletzungsgefahr ist nicht sehr groß.“

Zugleich setzt er sich intensiv ein für die musikalische Frühförderung von Kindern und Jugendlichen: „Musik fördert Intelligenz und Empathiefähigkeit, und damit kann man nicht früh genug anfangen.“ Zuhause allerdings hat er der Versuchung widerstanden, Tochter (20) und Sohn (18) mit sanftem Druck auf den Weg des Vaters zu leiten: „Sie sind ohnehin mit Musik aufgewachsen. Und es ist nicht leicht, Kind eines Profimusikers zu sein. Meine Frau und ich haben ihnen beigebracht, ihren eigenen Weg zu suchen. Inzwischen wissen wir, dass sie gute Ansätze zeigen.“

SYLT FOREVER
Den „eigenen Weg“ ging der Nachwuchs vor längerer Zeit auch schon, als eine Diskussion des Familienrats um die Zukunft des Familienrefugiums auf Sylt anstand. „Ich hatte vorsichtig angerfragt, ob es nicht wegen der guten Marktlage sinnvoll wäre, einmal über einen Verkauf nachzudenken. Da gab es einen Aufschrei: ´Wir können alles verkaufen, nur nicht das Haus auf Sylt!´“

© pixabay

Für Joja Wendt ist seither klar: „Diese Insel wirkt magisch. Auch die nächste Generation weiß zu schätzen, was dort an Lebensqualität geboten wird, egal in welcher Jahreszeit, egal bei welchem Wetter. Wir haben das Haus noch zu erschwinglichen Konditionen erworben, nun wird es die Familie auf lange Sicht erhalten!“ Und Joja Wendt kann sich dort weiterhin der Sportart widmen, die ihn seit gut sieben Jahren auf der Insel in ihren Bann gezogen hat: „Kitesurfen ist meine Sylter Leidenschaft“.

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