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DER WIND, DAS MEER, DIE MEDITERRANEN VIBES

Zum ersten Mal ist Dieter Castenow, Gründer und Inhaber einer Kommunikations­agentur, vor 30 Jahren auf die Insel geflogen – und seitdem lässt ihn Mallorca nicht mehr los.

Dieter Castenow ist ein kreativer Kopf. Der gebürtige Niederrheiner hat 1992 seine Kommunikationsagentur gegründet und war der erste Mieter, der sich in Düsseldorfs Medienhafen in den berühmten schiefen Gehry-Bauten direkt am Rhein niedergelassen hat. Das Unternehmen sitzt immer noch im Hafen, inzwischen jedoch eine Ecke weiter am Paradieshafen. Der Schwerpunkt der Agentur ist ganzheitliche Markenführung mit Fokus auf Employer Branding und Nachhaltigkeitsberatung.

Um seinen eigenen Akku aufzuladen, lebt der Kommunikations­experte mit seiner Familie vor den Toren von Düsseldorf auf dem Land in einem ehemaligen Bahnhof. Dort tobt sich der kreative Vordenker dann als Architekt, Inneneinrichter und Liebhaber zeitgenössischer Kunst aus – wenn er gerade nicht auf der Insel ist.

Mit einer Rundfahrt fing alles an: Frau und Kind im Gepäck machte sich Dieter Castenow auf Entdeckungstour – Palma, die Ostküste und dann das Tramuntana-Gebirge. Sein Fazit damals: Alles toll, aber der magische Ort ist Deia.

Mit einer Rundfahrt fing alles an: Frau und Kind im Gepäck machte sich Dieter Castenow auf Entdeckungstour – Palma, die Ostküste und dann das Tramuntana-Gebirge. Sein Fazit damals: Alles toll, aber der magische Ort ist Deià. Nicht mehr ganz das Künstlerdorf, als das es immer noch beschrieben wird, denn Schriftsteller und Maler waren längst weitergezogen. „Heute gibt es nur noch einen einzigen pinselschwingenden Kleinkünstler dort, dafür haben umso mehr Promis die Ecke entdeckt: Andrew Lloyd Webber, , Michael Douglas, die Coors, gelegentlich Anni Frid von ABBA und ab und zu Anny Lennox als Restaurant-Besucherin. Überhaupt: was Glamour und Stars angeht, hat Deià in den letzten Jahren richtig zugelegt“, erzählt der Mann aus dem Rheinland. Hier seine ganz persönliche Mallorca-Geschichte.

„Deià hat mich damals so fasziniert, dass ich dort 1995 ein kleines Haus gekauft habe, alt, dafür aber in top Lage, knapp einen Kilometer oberhalb der Cala Deià: seinerzeit ein Paradies, man konnte zum Strand laufen, die Fisch­restaurants und das Leben zu dieser Zeit waren so, wie man es heute erträumt: ein kleiner Sandstrand, sauberes Wasser, keine Quallen und frischer Pulpo im Restaurant – ohne Reservierung drei Wochen im voraus.

Direkt an den Rändern des Tramuntana-Gebirges nahe der Nordwestküste Mallorcas liegt Deià. © PIXABAY

Dann jedoch wurde vor rund fünf Jahren eine Staffel für eine TV-Serie an der Cala Deià gedreht, und in den folgenden Jahren gab es mehrere Millionen Posts von der Cala und von Deià. Die Folge: Scharen von Tagestouristen, die Bucht und Dorf an die Grenzen brachten. Inzwischen belagern Feuerquallen durchgängig die Bucht als Ergebnis fehlender Schildkröten und schmutzigen Wassers. Bis zu 20 ankernde Jachten täglich sind keine Seltenheit. Der Autoverkehr in Deià wird im Sommer durch Ampeln geregelt und an der Zufahrt zur Cala steht Sito, der Dorfpolizist und verwehrt den Zugang zum überfüllten Strand. Wenn es dann im Herbst touristisch ein wenig nachlässt, besinnt sich der Mallorquiner gerne auf den Brauch des Verbrennens von Laub und Astabfällen. Ein Feuer initiiert das nächste und Rauchwolken durchziehen das Tal – am liebsten bei klarem Wetter, wenn man mit seinem Cafe con leche in der Sonne sitzt.

An einem dieser Tage habe ich mir dann eine, „shit list“ angelegt, auf der standen Punkte wie Klimawandel, Quallen, Pinienwuchs als Sichtstörung, Herbstwetter – die Wolken hängen immer vor der Tramuntana, während in Palma die Sonne scheint – geschlossene Gastronomie von November bis April, permanente Bautätigkeit vom Neubau bis zum Umbau, mehr als 500 Motorradfahrer jeden Samstagnachmittag und Sonntagmorgen.

Als dann im Sommer 2022 in Deià wegen trockener Brunnen das Trinkwasser um 50 Prozent reduziert wurde, Gärten nicht mehr gegossen, Pools nicht mehr gefüllt werden durften, hat es mir gereicht und ich bin ab nach Palma.

Nicht Portixol oder Santa Catalina, sondern die Altstadt habe ich für mich entdeckt: Calatrava, das Viertel nah an der Kathedrale, mit großartiger Historie, phantastischer Architektur, Gotik, Barock, Stadtpaläste und Bürgerhäuser, gebaut 1576, mit italienischen Einflüssen. In einem dieser Häuser mit Innenhof, habe ich nun ein Penthaus mit 80 Quadratmeter großer Dachterrasse, einem sinnlosen, aber faszinierenden Turm als Ausguck aufs Meer und einen Weinkeller Ebenerdig. In zwei Minuten ist man am und in drei Minuten im quallenfreien Meer, radelt an der Kathedrale vorbei zu den besten Restos der Stadt bis Santa Catalina. Alles hat seine Zeit. Hola Palma!

Die Kathedrale der Heiligen Maria zum Anfassen und davor der Castenow-Turm als Ausguck aufs Meer. // © CASTENOW

Tja, das Leben ist anders – das gesamte Haus ist riesig, es wohnen drei Parteien darin, unsere Miteigentümerin ist eine höchstadlige Comtessa, die in Ihrem Gartenbereich sogar einen 20 Meter langen Pool hat – mitten in der Altstadt. Wahrscheinlich den größten und einzigen, alle anderen sind auf den Dächern der Luxus-Hotels. Standesgemäß schwimmt sie nur mit einem Hut, wie man sie sonst nur in Ascot sieht. Natürlich dürfen wir bürgerlichen Mitbewohner keinen Fuß ins Wasser setzen, auch nicht bei 38 Grad im Schatten.

„Wenn man in die Historie des Gebäudes einsteigt, so findet man als Erbauer einen vermutlich wohlhabenden Geschäftsmann – je näher an der Kathedrale gebaut, desto teurer.“

DIETER CASTENOW

Wenn man in die Historie des Gebäudes einsteigt, so findet man als Erbauer einen vermutlich wohlhabenden Geschäftsmann – je näher an der Kathedrale gebaut, desto teurer. Vom Grunde her im gotischen Stil errichtet, dann im 17. Jahrhundert mit barocken Elementen ausgestattet, später eklektizistisch, vor 20 Jahren von einem mallorquinischen Architekten als Penthaus angelegt – mit großen Fenstern und hohen Decken. Im Gegensatz zur herkömmlichen Bauweise – oben wohnte einst wegen der Hitze das Dienstpersonal unter flachen Decken mit kleinen Fenstern und schwitzte.

Überraschende Details wie ein robuster Schwenk­arm mit Rolle zum Hochziehen von großen Lasten im obersten Geschoß oder auch ein in die Wand eingemauerter Knochen bieten viel Raum für Fantasie, welches Leben sich dort abgespielt haben mag. Auch das massive Innenmauerwerk aus den inseltypischen Mares-Steinen geben einem das Gefühl, mitten in der Altstadt-Historie zu sein. Der Blick auf die nahegelegene Kirche ist beeindruckend, der Steinmetz hat mit wasserspeienden Höllenfiguren auf dem Dach ganze Arbeit geleistet.

Alt und neu: Naturbelassenes Mauerwerk korrespondiert mit dem grünen Wandobjekt von Jan Albers. © CASTENOW

Um so viel Geschichte ein wenig ins Zeitgemäße umzuleiten, erschien mir eine Auswahl an aktueller, ziemlich moderner Kunst das passende Mittel: Arbeiten von Jennifer Lopez Ajala mit Ihren großformatigen, zum Teil verspiegelten Arbeiten mit dem „Ei“ als Stilmittel beleben den Raum je nach Licht und Jahreszeit. Thomas Schönauers Prototyp Skulptur für die Cultivator-Serie, ein Wandobjekt von Willi Siber, eine Edelstahl Gesichtsmaske von Steffen Jopp in der Tradition asiatischer und afrikanischer, auf jeden Fall archaischer Ausdrucksform des Menschen, geben den Räumen einen neuen Spirit.

Und dann noch Jan Albers, dessen an Beton und Urgestein angelegte Arbeit perfekt an den Charakter der verwendeten Baumaterialien appelliert. Letztlich, als Symbol von Manneskraft, Handwerk, Dimension und komprimiertem Ausdruck seines Werkes: ein Nagel-Kreuz von Günther Uecker in der Körpergröße des Künstlers, aufgelegt als Kleinserie 1989.“

Dieter Castenow und seine Favoriten

HABEN SIE LIEBLINGSORTE?
Das Faszinierendste ist die Vielfalt der Insel, sei es landschaftlich betrachtet Buchten, Berge, Traum­straßen, pittoreske Bergdörfer, tolle Landschaften. Fornalutx und Biniraitx, Orte und Plätze, fast zu schön, um wahr zu sein.

Sa Calobra – diese Küstenstraße darf man als Teilnehmer der Rallyislamallorca mit high speed vom Meer bis oben zum Berg fast zehn Kilometer auf der abgesperrten Strecke befahren, jeder so gut er kann und wie mutig er ist. Ein wahrhaft unzeitgemäßes Vergnügen, trotzdem traumhaft.

Und natürlich mit dem Rennrad die Küstenstraßen fahren von Soller über Deia, Valldemossa bis Andratx. Es gibt auf der Welt kaum bessere Strecken.

Wenn man denn Wandern will, ist die Tramuntana für jeden Geschmack toll, mit gut ausgebauten Routen, zum Beispiel Einstieg in Valldemossa nach Port Soller, immer das Meer im Blick.

Palma die mediterrane Großstadt mit tollen, alten Häusern, Interessanten Einkaufsmöglichkeiten, Galerien, Boutique Hotels und Restaurants.

Ganz gleich bei welchem Wetter, zu welcher Jahreszeit: 10 Minuten, nachdem man den Flieger verlassen hat ist man in den Gassen von Calatrava, diesem 500 Jahre alten Stadtteil von Palma, indem es noch die kleinen Bars gibt und den richtig guten Cortado.

Haben Sie Lieblings-Restaurants?
Das Emilio in Palma ist speziell und große Klasse: die Salzburger Nockerln (!) im XXL Format unschlagbar. Vandal oder das Santa Catalina, das Izakaya, das proSeco und das Periplo in Portixol sowie der Assaona Beach Club auf dem Weg dorthin und die unzähligen Cán Pedros mit ihren Fischgerichten überall.

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