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DREHORT SYLT – eine Insel als Filmkulisse

Die Nordseeinsel ist mehr als nur ein Urlaubsparadies: Seit knapp 100 Jahren dient die Insel Sylt als Filmkulisse für Horror- und Liebes­filme, für Krimis und Komödien, Schnulzen und Politthriller.

Sie eignet sich perfekt als Filmkulisse. Dünen, lange Strände und natürlich die Nordsee, die von spiegelglatt bis aufgewühlt und rau so facettenreich ist wie eine gute Schauspielerin. Dazu der Mythos der Insel Sylt, die vom Untergang bedroht ist und natürlich jede Menge luxuriöse Reetdachhäuser, teure Nobelhotels und edle Boutiquen. Filmschaffenden bietet sich eine große Auswahl an besonderen Locations, die von wilder Natur bis dezentem Luxus alles zu bieten haben.

Unter den vielen Filmen, die hier ganz oder nur teilweise gedreht wurden, ist alles dabei: von Schrott bis hin zu cineastischen Highlights. Wer hätte gedacht, dass der Stummfilmklassiker von 1922 „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ von Friedrich Wilhelm Murnau Filmszenen enthält, die auf dem wie ein Friedhof dekorierten Roten Kliff in Kampen gedreht wurden?

Ein Jahr später wird noch der Stummfilm „Der Schatz der Gesine Jakobsen“ gedreht und dann passiert erst mal gar nichts mehr. Erst 1950 der Film „Insel ohne Moral“, der deshalb erwähnenswert ist, weil eine Schauspielerin am Set ist, deren Mutter aus Morsum stammt. Carsta Löck hat in vielen Komödien mitgewirkt, häufig in der Rolle „das Mädel vom Land“. Seit Carsta Löck hat allerdings nie wieder ein Sylter als Filmschauspieler von sich reden gemacht.

Wer hätte gedacht, dass der Stummfilmklassiker von 1922 „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ von Friedrich Wilhelm Murnau Filmszenen enthält, die auf dem wie ein Friedhof dekorierten Roten Kliff in Kampen gedreht wurden?

Manch ein Sylter erinnert sich noch an die zahlreichen Dreharbeiten Mitte der 50er-Jahre. Ruth Leuwerik, Bernhard Wicki und Carl Raddatz kann man 1955 bei den Dreharbeiten zu „Rosen im Herbst“ (Effi Briest) zuschauen. Noch höher schlagen die Herzen, als kurz danach „Teufel in Seide“ gedreht wird und Curd Jürgens und Winnie Markus auf Sylt sind. Als dann ein Jahr später O.W. Fischer und Horst Buchholz anreisen, weil Szenen für das Historiendrama „Herrscher ohne Krone“ gedreht werden, ist die friesische Damenwelt komplett aus dem Häuschen. Der Wirt vom „Landschaftlichen Haus“ nutzt die Gunst der Stunde. Da es in Keitum kein Kino gibt, wird die Filmpremiere kurzerhand in den Saal der Gaststätte verlegt.

In diesem Jahr wird auch ein Film ausgestrahlt, den manch ein Insulaner gerne verhindert hätte und der ein Stück deutsche Nachkriegsgeschichte beleuchtet, mit deren Aufarbeitung auf der Insel erst 2014 ernsthaft begonnen wird. „Urlaub auf Sylt“ lautet der harmlose Titel eines Dokumentarfilms, der die NS-Vergangenheit des damals amtierenden Westerländer Bürgermeisters Heinz Reinefarth beleuchtet.

Winnie Markus und Curd Jürgens in „Teufel in Seide”. © ARCHIV SILKE V. BREMEN / W, HEROLD

Da Filme und Romane auch immer ein Spiegelbild der Gesellschaft und der politischen Verhältnisse sind, sind die 60er- und 70er-Jahre aufschlussreich und bisweilen urkomisch. Wer ein Fan des subtilen Humors von Wolfgang Neuss ist („Auf deutschem Boden darf nie wieder ein Joint ausgehen“), sollte sich „­Genosse Münchhausen“ von 1962 besorgen. Der Film beginnt mit einem Wettstreit zwischen zwei Landwirten an der innerdeutschen Grenze, der in kürzester Zeit zu einem Wettkampf zwischen den Systemen ausartet und mit der Landung eines Raumschiffs an einem Nacktbadestrand auf Sylt endet.

Ein anderes Thema der 60er-Jahre ist die Emanzipation des weiblichen Geschlechts und die sogenannte sexuelle Befreiung. Innerhalb von nur fünf Jahren entstehen die Filme „Heißer Sand auf Sylt“, „Das Wunder der Liebe“, dessen Konzept Oswalt Kolle während seines Urlaubs im Restaurant „Fisch-Fiete“ entworfen haben soll, sowie „Sonne, Sylt und kesse Krabben“. Wer Horst Tappert mal in einer anderen Rolle als den Kommissar sehen möchte, sollte sich unbedingt „Heißer Sand auf Sylt“ ansehen. Der Film war ein Skandal, denn man sah Brustwarzen und Schlimmeres, weshalb er auch nicht vor zwei Uhr morgens ausgestrahlt werden durfte.

Beliebter Schauplatz – Das Rote Kliff. © ADOBE STOCK

Wer am 25. Juni 1972 abends vor dem Fernseher saß, konnte die 19. Folge der neuen Serie „Tatort“ erleben. Kommissar Finke, alias Klaus Schwarzkopf, ermittelte auf Sylt, alles unter der Regie von Wolfgang Petersen. Und auch hier gibt es viel nacktes Fleisch zu sehen. Eine herrliche Szene spielt sich im Gogärtchen ab, als Schwarzkopf die Rechnung verlangt. „Zwei Kaffee, zwei Kuchen“ flötet die Serviererin, „16 Mark fünfzig“. Ganz schön happig für damalige Verhältnisse.

Ein Klassiker für Jung und Alt: Die Geschichte erzählt von zwei Kindern, Pünktchen (Elea Geissler) und Anton (Max Felder), die die besten Freunde der Welt sind. Doch sie führen verschiedene Leben. Pünktchen lebt wohl behütet bei ihren reichen Eltern, Antons Mutter (Meret Becker) hingegen ist krank und kurz davor ihren Job zu verlieren. So setzen Pünktchen und Anton alles daran, der Mutter zu helfen und sie finanziell zu unterstützen und beginnen das eine oder andere aufregende Abenteuer. Als Pünktchens Eltern davon erfahren, lassen sie ihre Skepsis über den Freund ihrer Tochter schnell weichen und so verbringen die beiden Familien sogar ihre gemeinsamen Ferien an der Nordsee.

Tatort Sylt. © NDR / SCHWEIGMANN

2006 machten sich Jan Josef Liefers und Stefan Kurt unter der Regie von Justus von Dohnanyi auf den Weg quer durch die Republik „Bis zum Ellenbogen“. Urkomisch und hochkarätig besetzt – eine Komödie zum Schlapplachen. 2007 in „Der Novembermann“ spielen Götz George und Burghart Klaußner in einem Fernsehdrama zwei Männer, die der plötzliche Tod einer Frau zusammenführt. Schon seit Jahren fährt Lena (Barbara Auer), Frau von Pfarrer Hermann Droemer (Burghart Klaußner) und Mutter einer erwachsenen Tochter für vier Wochen allein in den Urlaub. Doch diesmal kehrt sie nicht zurück, denn sie verunglückt in der Nähe von Bremen. Komisch, weil sie sonst in den Süden, in die Toskana reiste. So gibt ihr Tod Rätsel auf, und ihr Mann begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit, und seine Spuren führen nach Sylt. Eine kluge Geschichte über zwei Rivalen, die keine Ahnung voneinander hatten, und am Ende fast Freunde werden. Gedreht wurde u. a. in einem längst abgerissenen Haus in Kampen. Unweit von der kleinen Pension, in der Heinrich George und Berta Drews, die Eltern von Götz, schon Urlaub machten.

Drei Jahre später drehte Roman Polanski, der Sylt schon in den 70ern im Schlepptau von Gunter Sachs kennengelernt hatte, Szenen für seinen „Ghostwriter“ – eine internationale Filmproduktion mit geschätzten Kosten von 45 Millionen Dollar. In Munkmarsch und auf dem Ellenbogen ist kurz mal Hollywood zu Gast, als Ewan McGregor seine Szenen dreht.

Kurz darauf war Kampen Schauplatz für den Science-Fiction-Film „Womb“ mit „Bond-Girl“ Eva Green in der Hauptrolle. Die Geschichte dreht sich um die Protagonistin Rebecca, deren Partner Tommy bei einem Autounfall ums Leben kam. Sie kommt über diesen Verlust nicht hinweg und entscheidet sich dazu, einen Klon ihrer Jugendliebe auszutragen. Doch das birgt natürlich einige Probleme für die junge Frau und den „neuen“ Tommy, der mit einer Lüge aufwächst.

Kinoplakate erinnern an Filme mit Sylter Flair

Wenig später ermittelte Tatort-Kommissar Dietmar Bär in der Gastronomie-Szene, im Sommer wurden der ARD-Fernsehfilm „Ferien auf Sylt“ (mit Christine Neubauer und Jochen Horst zeitgleich mit der ZDF-Nachkriegsdokumentation „Liebe Deinen Feind“ (mit Katharina Wackernagel und Benjamin Sadler) gedreht und zum Jahresende gab es die Verfilmung der Bestseller „Urlaub mit Papa“ und „Tante Inge haut ab“ (2011).

Im September 2012 entstand wieder ein sehenswerter Film – Regisseur Thomas Berger wagte sich an die Meistererzählung „Die Flut ist pünktlich“ von Siegfried Lenz. Am Strand wird die Leiche von Alexander Halbach (August Zirner) angespült, der gemeinsam mit seiner Frau ein Sommerhaus auf der Insel besitzt. Zunächst deutet alles auf einen Unfall hin. Doch die Polizistin Maike Harms (Bernadette Heerwagen) geht den Fall an und findet pikante Details zur Frau des Verstorbenen heraus. Je mehr sie erfährt, desto mehr scheint hinter dem Tod des Mannes zu stecken.

Auch in der Französischen Komödie mit dem Originalnamen „Un Profil pour deux“ (2017) entdeckt man Sylt. Die Schlussszene wurde im Hotel Miramar gedreht und auch der Westerländer Strand ist zu sehen. In der Hauptrolle spielt Pierre Richard den älteren Herren Pierre, der nach einer langen Ehe seine Frau verliert und tieftraurig ist. Seine Tochter schenkt ihm daraufhin einen Computer, mit dem sich Pierre auf einer Datingplattform anmeldet und sich dort in eine schöne junge Frau verliebt. Weil er sich aber als junger Mann ausgibt, kann er selbst nicht zu einem verabredeten Treffen erscheinen und schickt kurzerhand seinen Computerlehrer als Vertretung. Ob das gut ausgeht?

Das Trio aus der Inselkrimiserie „Nord Nord Mord”. © ZDF / MARION VON DER MEHDEN

Sehr aktuelle Probleme der Nordseeinsel Sylt greift der deutsche Fernsehfilm „Ausgerechnet Sylt“ auf. Die Rettungsschwimmerin Bente (Katja Studt) demonstriert gegen die Pläne, ihr Haus für den Bau einer Feriensiedlung abzureißen. Verantwortlich für das Projekt ist Immobilienmanager Kevin Krämer (Fabian Busch). Obwohl Krämer Sylt hasst, weil er dort als Teenager sehr unglücklich war, nimmt er Tochter Lili (Paula Hartmann) mit auf die Ferieninsel, um seine Geschäfte dort mit einem gemeinsamen Urlaub zu verbinden.

Dass Sylt viel mehr Geschichten und Kulissen bietet, um nur einen Krimi auf der Insel zu verfilmen, weiß auch das ZDF. „Nord Nord Mord“ ist eine Krimifilmreihe, die die Arbeit der Kripo Sylt portraitiert. Zwischen den Reetdachhäusern, Dünenmeer und Inselleben verbergen sich hinter der Fassade dieser vermeintlich heilen Welt so einige Kriminalfälle, die es anfangs für Hauptkommissar Theo Clüver (Robert Atzorn) aufzudecken galt. Seit 2017 ermittelt der gebürtige Flensburger Peter Heinrich Brix an der Seite von Julia Brendler und Oliver Wnuk. Am 10. April steht bereits die Ausstrahlung der 21. Folge auf dem Programm: „Sievers und der erste Schrei“.

Titelbild: Roman Polanski und Ewan McGregor beim Dreh von Ghostwriter. © STUDICANAL GMBH

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