ZUM START EINER NEUEN REDAKTIONS-ZUSAMMENARBEIT MIT MYILANDS ÄUSSERT SICH DR. CIRO KRAUTHAUSEN, CHEFREDAKTEUR DES DEUTSCHSPRACHIGEN WOCHENBLATTS „MALLORCA-ZEITUNG„, ÜBER SEINE ERFAHRUNGEN MIT DEM ALLTAGSLEBEN AUF DER „SEHNSUCHTSINSEL“.
Seine eigene Vita steht übrigens beispielhaft für die polyglotte Vielfalt der Menschen, die derzeit Urlaub oder auch viel mehr Zeit auf dieser Insel verbringen wollen. Der Chef eines 14-köpfigen Redaktionsteams wurde als Sohn eines deutschen Lehrer-Ehepaars in Quito (Ecuador) geboren, verbrachte seine Kindheit in Lima (Peru) und lebte dann bis zum 26. Lebensjahr in Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens, wo er auch Soziologie studierte. Krauthausen promovierte in Berlin und wechselte dann nach Madrid zur Journalistenschule von “El País”. Für diese Zeitung und das Wirtschaftsblatt “Cinco Días” arbeitete er als Korrespondent in Berlin, ehe er erst in Dénia und dann in Palma die Leitung deutschsprachiger Zeitungen übernahm. Zweisprachigkeit ist sein Leben seit Anbeginn. Seine journalistische Aufgabe in Palma de Mallorca begreift er auch als „Brückenbau“ zwischen Mallorquinern und Deutschen.
von PETER LAMPRECHT
MyiLands: Sie leben und arbeiten inzwischen zwölf Jahre auf Mallorca. Ein Hinweis für alle, die sich ebenfalls niederlassen wollen: Was – außer der Sprache natürlich – muss man zuerst lernen, um auf der Insel zu bestehen?
Dr. Ciro Krauthausen: Viele müssen sich an den Gedanken gewöhnen, dass man als Neu-Mallorquiner hier nicht mehr im Urlaubsmodus ist. Selbst im Ruhestand, ohne berufliche Verpflichtungen, muss man hier sein Leben neu einrichten. Da man dabei auch auf andere Mentalitäten trifft, tut man gut daran, sich, soweit noch nicht vorhanden, eine gewisse Gelassenheit anzueignen. Dann erträgt man auch leichter, dass die „Sehnsuchtsinsel“ Vor- und Nachteile birgt. So wie jeder andere Ort auf der Welt auch.
Was meinen Sie mit Vor- und Nachteilen konkret?
Die Vorteile sind bekannt: die vielen Sonnentage, das Meer, die schöne Landschaft, das mediterrane Lebensgefühl, die Küche, das gute Essen … Als manchmal unerwarteter Nachteil stellt sich aber schnell heraus, dass man als neuer Mallorquiner seine oft lebenslang entwickelten sozialen Bezüge zu Hause zurückgelassen hat. Die kriegt man hier nicht über Nacht zurück, die muss man sich erst allmählich neu schaffen. Und dann gibt es natürlich auch auf Mallorca Alltagsärger, Betrug und Schindluder, Wohnungsnot, Umweltsorgen … Welches eigene Urteil über Mallorca und seine Bewohner haben Sie nach Ihrer Übersiedlung als erstes bestätigt gefunden, welches mussten sie zuerst revidieren? Als sich mir diese berufliche Chance bot, hatte ich mich bis dahin nur wenig mit Mallorca beschäftigt. So musste ich keine Traumvorstellung revidieren. Erst vor Ort stieß ich etwa auf das gängige Klischee vom verschlossenen Mallorquiner. Es trifft nur sehr bedingt zu: Die allermeisten Mallorquiner, denen ich begegne, sind freundlich und offen. Eine Rolle spielt dabei natürlich, dass ich mit ihnen kommunizieren kann, dass ich Spanisch spreche. Ein noch besserer Türöffner wäre es, Mallorquinisch zu können, eine Variante des Katalanischen. Ich kann es leider nicht sprechen, mir fehlte bisher die Zeit, es systematisch zu lernen. Aber es ist für viele Menschen auf Mallorca ihre sprachliche Heimat. Wer kein Mallorquinisch spricht, bleibt immer etwas außen vor.
Sie sind in Lima und Bogotá aufgewachsen, haben in Berlin und Madrid gelebt. Was spricht besonders für Ihren heutigen Wohnort Palma de Mallorca?
Mein Büro mit Meerblick, zum Beispiel … Palma hat eine sehr hohe Lebensqualität. Mit gut 400.000 Einwohnern ist es eine überschaubare Großstadt, voller Geschichte und Geschichten. Und man ist ganz schnell in den Bergen, am Strand, in der Natur.
Kennen Sie eigentlich Deutsche, die inzwischen vollintegriert wie Mallorquiner leben und auftreten?
Ja, erst jüngst haben wir einen von ihnen in der Zeitung vorgestellt: Matthias Sohn, einen inzwischen pensionierten Lehrer in Pollença, der sogar die spanische Staatsbürgerschaft angenommen hat und sich jetzt Maties nennt. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Proteste gegen den Massentourismus.
Muss man sich Sorgen machen um den sozialen Frieden in Palma und auf Mallorca?
Nein. Natürlich müssen Probleme gelöst werden – zum Beispiel sind sich alle einig, dass die Urlauberströme besser gesteuert werden müssen. Aber die überwältigende Mehrheit der Menschen hier weiß sehr genau, welche Bedeutung der Tourismus als stärkster Wirtschaftszweig der Insel hat. Zudem: Das Verhältnis von Mallorquinern und Deutschen hat sich über Generationen entwickelt, schon vor dem Zweiten Weltkrieg und dann intensiv seit den 1950er Jahren. Da gibt es eine sehr enge Verbundenheit und große Vertrautheit. Es ist schwer vorstellbar, dass Mallorca eines Tages nicht mehr die Lieblingsinsel der Deutschen ist – neben Sylt, natürlich.
Die MALLORCA ZEITUNG ist eine Qualitätszeitung, die nicht nur das nachrichtliche Geschehen zusammenfasst und analysiert, sondern auch in vielen „bunten“ Geschichten die Insel und ihre Leute beschreibt sowie nützliche Informationen für deutschsprachige Bewohner und Besucher liefert. Sie erscheint jeden Donnerstag als Printausgabe in einer Auflage von 20.000 Exemplaren und fortwährend aktualisiert als Website www.mallorcazeitung.es
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