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Alles ist Mode

NICHT NUR KLEIDUNG

von DAGMAR HAAS-PILWAT

MODESCHÖPFER WOLFGANG JOOP MAG DAS LEBEN AM WASSER – AN SEINEM SEHNSUCHTSORT POTSDAM UND AUF SYLT IM SEVERIN’S RESORT & SPA“ (KEITUM), ODER MAN TRIFFT IHN AUF EINER DER BALEAREN- UND MITTELMEERINSELN. ER IST VIEL UNTERWEGS, SPRÜHT NUR SO VOR LAUTER IDEEN UND STARTET MIT 74 JAHREN NOCH EINMAL RICHTIG DURCH: ALS KREATIVDIREKTOR ENTWIRFT ER DIE SOGENANNTE MEISTERWERK-KOLLEKTION FÜR DIE DEUTSCHE MODEMARKE VAN LAACK AUS MÖNCHENGLADBACH.

Joops erste Erinnerung an die 1881 gegründete Textilfirma van Laack, die inzwischen im Besitz des Unternehmers Christian von Daniels ist, reicht zurück bis zu seiner Konfirmation. Damals Ende der 50er Wirtschaftswunder-Jahre zur Hoch-Zeit bügelfreier Hemden aus Nyltest, hat er sich geweigert, „solch ein schweißtreibendes Teil zu tragen, mit einem Kragen, der am Hals scheuerte und dünne Spinnfäden in meinem jugendlichen Bart hinterließ“. Also hat der legendäre Modeschöpfer seine Eltern überredet, ihm ein weißes Hemd aus dem Hause van Laack zu kaufen.

Nun 60 Jahre später feiert der Kreative aus Potsdam sein Comeback in der Modewelt als neuer Kreativ-Direktor für diese Firma, die mit ihren weißen Hemden weltberühmt wurde. Mit viel Mut zur Farbe, ausgefallenen Drucken, stilsicheren Karo-Interpretationen auf luxuriösen Stoffen ist Joops Debut für van Laack weit entfernt vom konservativen Business-Look.

Seine neue Aufgabe sei wie eine Wiederauferstehung („ich bin noch nicht eingeschlafen“), die ihn sehr dankbar macht. Christian von Daniels, Inhaber und Geschäftsführer von van Laack, hat ihn gefragt, ob er das klassische Bürohemd neu erfinden kann. Klar, Joop kann und erfindet das „Shirt-Life-Balance“ mit der Mode-Maxime: Entspannung und Überraschung statt Biederkeit und überholter Etikette. Entstanden ist ein Hybrid-Hemd, das schlicht und formell aussieht. Zudem macht es dank elastischer Einsätze an den Seiten „schlank, ist bequem und fantastisch in der Bewegung“. Er sei schon immer „Shirtaffin“ gewesen, so Joop. „Alle meine Kleider waren Variationen von Oberhemden. Und so wurde aus dem Hemd eine komplette Linie. Die ersten Entwürfe für die Premium-Kollektion sind in Joops Finka auf Ibiza entstanden, wo man zusammen mehrere Tage gearbeitet hat, sagt der van Laack-Chef.

In Mönchengladbach soll die neue, zeitlich unbefristete Allianz für frischen Wind im Familienunternehmen sorgen – und natürlich für ökonomischen Erfolg. „Wolfgang Joop und sein herausragendes Talent erschließen und binden der Marke neue Zielgruppen – von den young professionals bis zu den forever youngs“, betont von Daniels. Schließlich kennen seit seinem Auftritt als Juror bei Heidi Klums Show „Germany´s Next Topmodel“ auch die „Millenials“ den Modeschöpfer, Künstler und Querdenker. Warum jedoch mischt einer wie Joop – neben Karl Lagerfeld und Jil Sander der erfolgreichste deutsche Modedesigner – überhaupt noch im Mode-Zirkus mit. Er hat doch eigentlich alles erreicht. Mit dem Label „JOOP!“ hat er in den 1980er Jahren seinen Namen zu einem Markenzeichen für Mode und Parfüm gemacht. 1998 verkaufte er seine Firma, 2001 stieg er ganz aus. Dann das Comeback mit dem Luxus-Label „Wunderkind“ mit Sitz in der Villa Rumpf in Potsdam, später dann in Berlin. Seit 2017 hat er sein Label abgegeben, gleichzeitig Unternehmer und Kreativdirektor zu sein, hat wirtschaftlich nicht funktioniert. „Wer einmal Mode gemacht hat, gehört zu den Mode-Menschen, wir brauchen diese Erregung, wir brauchen dies Gefühl, an diesem Stück Zeit mitzuarbeiten. Denn Mode ist ja kein Kleidungsstück. Das verwechseln die Leute immer. Mode ist ein begrenzter Zeitabschnitt, in dem bestimmte Dinge passieren – sei es die Musik, unser Sexualverhalten oder das i-Phone und diese Art von Kommunikation – alles ist der Mode unterworfen“, so Joop. Außerdem wolle er immer wieder beweisen, dass man in diesem Lande bleiben und was bewegen kann. Der Mann ist in seinem Element, ihm gefällt „die Kombination aus Traditionsunternehmen und meinem revolutionären Geist“. Er braucht den Applaus so wie seine Kreativität und will zeigen, was er kann, seine Handwerks- und wunderbaren Zeichenkünste. „Bei mir kommt alles aus einer Hand so wie früher bei den großen Couturiers. Mit kleinen Tricks wollen wir den Alltag schöner machen.“

In einer Zeit voller Überfluss („ich unterstütze den Protest der jungen Leute“) geht es ihm um Dinge, die man besitzen und pflegen will. Er nimmt Musterteile aus seinem Kleiderschrank – wie ein altes Cowboyhemd von Roberto Cavalli oder eine ersteigerte Lederjacke von Johnny Hallyday oder er verwendet extravagante Drucke, die an Wunderkind erinnern und macht daraus Neues.

Im Herbst wird der fünffache Großvater 75 Jahre alt. Joop – mit Armani und Ralph Lauren einer der letzten aus der alten Modeschöpfer-Garde – denkt nicht an Rückzug. Im Gegenteil, er sei wie eine Schildkröte. „Mit der neuen Kollektion beschreite ich meine dritte Karriere. Ich bin ein Beginner. Und wenn ich beginne, kann ich nicht abtreten.“ Er genießt das Bad in der Menge, macht mit jedem ein Selfie und lässt sich feiern. Die Arbeit beflügelt ihn, bewahrt das Kreativ-Genie vor Melancholie und Depression, „die einem Künstler vertraut sind“. Außerdem steht der nächste große Auftritt ins Haus: In wenigen Wochen kommt seine Autobiografie auf den Markt, die er Seite um Seite in seiner Villa in Potsdam-Bornstedt handgeschrieben hat. Das Buch sei keine Abrechnung, sondern ein buntes Kaleidoskop seiner Erinnerungen und garantiert nicht langweilig.

Foto ganz oben: Wolfgang Joop © Inge Prader/van Laack
Modefotos: Blusen sind Allrounder, von denen man nie genug haben kann.
Foto © Henning Rakete, Van Laack

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