WIE DEUTSCHE MALLORQUINER SICH ZUNEHMEND FÜR IHRE ZWEITE HEIMAT ENGAGIEREN
Integration ist ein Schlüsselwort in der aufgeheizten Debatte um Migration in Deutschland. Aktuell geht es auf einer Lieblingsinsel der Deutschen ebenfalls verstärkt um Integration – die Selbst-Integration von Mitmenschen mit deutschem Pass in Mallorcas Alltagsleben, in Wirtschaft und Gesellschaft der Insel.
Über viele Jahre schon haben deutsche Privatpersonen, Unternehmen und Organisationen eher im Stillen zum Zusammenhalt auf Mallorca beigetragen. Kürzlich hat die deutschsprachige Mallorca Zeitung schon zum fünften Mal drei Mallorquiner aus dem deutschen Sprachraum mit ihrem jährlichen Preis für besonderes Insel-Engagement ausgezeichnet. Dabei hielt Chefredakteur Dr. Ciro Krauthausen eine nachdenkliche Begrüßungsansprache, die auf unangenehme Störgeräusche aus deutschen Quellen einging.

Er sagte unter anderem: „Es hat schon bessere Zeiten für das Zusammenleben zwischen Deutschen und Mallorquinern gegeben als 2024, Zeiten, in denen es leichter und unbeschwerter war, Deutscher auf Mallorca zu sein. Wir haben uns dieses Jahr schon mehrfach für das Verhalten von Landsleuten fremdgeschämt.“ Problematisches Auftreten, gepaart mit geballter Kaufkraft auf dem Immobilienmarkt, habe bei vielen Menschen auf der Insel den Eindruck erweckt, dass „die Deutschen nun definitiv dabei sind, die Insel zu übernehmen“.
Doch gebe es eben auch bemerkenswerte Gegenbeispiele – solche, wie sie die Preisträger dieses Jahres wieder auszeichnen: Die „Lions“ in Palma mit Ihrer Präsidentin Dagmar Daum de Ward unterstützen seit 15 Jahren Mallorcas Tafeln und Lebensmittelausgaben mit Obst und Gemüse – ein Aufwand, der monatlich um die 8000 Euro und viele helfende Hände erfordert.
Der österreichische Psychiater Oberguggenberger ist seit zehn Jahren Leiter der psychiatrischen Klinik in Palma. Er setzt sich für die Öffnung der Gesellschaft für Menschen mit psychischen Problemen ein. Und Unternehmerin Corinna Graf macht sich – als Nachfolgerin ihrer Eltern – verdient um den Ausbau des malerischen Yachthafens, der sowohl Besucher als auch die maritime Kundschaft mit neuer Ökologie begeistern soll.

An vielen weiteren Orten der Insel ist engagierter Einsatz der so genannten Residenten aus dem deutschen Sprachraum zu registrieren. So kürzlich auch bei einer ersten offiziellen Begegnung deutscher Unternehmer mit malloquinischen Kollegen. Die Begegnung fand auf Einladung des Mittelstandsverbandes BMVW statt und endete mit dem Beschluss, weitere enge Zusammenarbeit zu organisieren. Für den Verband ist vor Ort das Büro des erfolgreichen Steuer- und Unternehmensberaters Willi Plattes aktiv.
Nicht zuletzt Eurocampus, die deutsche Schule auf Mallorca, öffnet Wege für neue Beziehungen zwischen denen, die immer schon auf der Insel heimisch waren und denen, die neu hinzu kommen. Regelmäßig wird dort registriert, dass zunehmend spanische Familien den Wert der deutschen Schulabschlüsse schätzen lernen. Ihre Kinder finden damit leichter Zugang zu deutschen Hochschulen und zu qualifizierten Jobs in der deutschen Wirtschaft. Zugleich haben deutsche Zuwanderer-Kinder die Chance, sich sanft auf eine Zukunft im Mallorquiner Umfeld vorzubereiten. Erstes Ergebnis dieser zweifachen Integrationserfolge: Die Zahl der Schüler nimmt Jahr für Jahr zu. Dass hier Deutsch und Spanisch nebeneinander als Muttersprachen gelehrt werden, wirkt dabei als Brücke. und zwar in beide Richtungen.

Auch die offizielle Inselpolitik hat inzwischen die Bemühungen um neue Gemeinsamkeit verstärkt wahrgenommen: Der Tourismus-Dezernent des Inselrates, Jose Marcial Rodriguez, freute sich bei der Preisverleihung der Mallorca Zeitung ausdrücklich, aus diesem Anlass deutsche Initiativen, Unternehmer und weitere Menschen kennenzulernen, die er so bislang nicht gekannt hatte. Der Politiker sagte: „Jetzt ist der richtige Moment, um uns mit Verantwortungsgefühl zusammenzusetzen, um das Miteinander auf dieser Insel neu zu organisieren.“
Wolfgang Engstler, Deutschlands Konsul in Palma, zieht gegenüber Myilands eine positive Zwischenbilanz: „Es ist beeindruckend zu sehen, dass sehr viele deutsche Residenten, aber auch deutsche Unternehmen, Institutionen und Vereinigungen sich seit vielen Jahren auf der Insel einbringen und sich in Projekten verschiedenster Art engagieren, ob in sozialen, kulturellen oder wirtschaftlichen Bereichen, und damit einen wertvollen und sichtbaren Beitrag zum Zusammenleben und Wohlergehen von Deutschen und Mallorquinern leisten.“
