Marken, die für die Insel stehen
Teil 1 | SANSIBAR
von PETER LAMPRECHT
Auf ungezählten Theken in Deutschland steht zur Zierde eine schwarze Prosecco-Flasche mit goldenem Logo, Die gekreuzten Säbel sind das Markenzeichen des bekanntesten Strandkiosks auf Sylt: Sansibar lautet der Name, der immer schon für diesen Strandabschnitt bei Rantum stand. Gleich nebenan liegt für die Sylter und deren Gäste der Strandabschnitt Samoa, ebenfalls inzwischen Standort einer urigen Gastronomie mit vorzüglicher Küche. Aber nur Sansibar hat dieses Logo – und diesen Ruf wie Donnerhall.
In den vergangenen Jahrzehnten sind Sylt und Sansibar im Bewusstsein des Publikums fast zu einer Einheit verschmolzen. Deutsche tragen Schuhe mit dem Markenzeichen, liegen in Bettwäsche mit gekreuzten Klingen, tragen Sansibar-Kleidung, trinken Sansibar-Wein und Sansibar-Kaffee. Sie besuchen Restaurants in Düsseldorf, Stuttgart und Port Adriano (Mallorca), die ebenfalls den Namen Sansibar tragen und die per Franchise-Vertrag Sansibar-Qualität anbieten dürfen. So wie auch ein Edel-Restaurant an Bord der MS Europa. Es gibt also erkennbar Grund genug, unsere neue kleine Serie über Marken, die für Sylt stehen, mit einem Blick auf Sansibar zu beginnen.
Dass der Vater dieses Marketingerfolges ein Zugereister ist, einer vom süddeutschen Festland zumal, das mag manchen Einheimischen bis heute stören. Aber dass der Schwabe Herbert Seckler 1974 als junger Koch mit 22 Jahren seinen Fuß auf die Insel gesetzt hat und ab 1977 die Düne bei Rantum belebte, dafür sollten die Sylter ihm eigentlich Kränze flechten.
Dabei hat dieser Mann, inzwischen vierfacher Vater und Chef von bis zu 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, im Erfolg keineswegs abgehoben. Er ist Sylt-verliebt geblieben, nennt die Insel und ihre Atmosphäre zu allen Jahreszeiten „magisch“. Wie aber hat er es geschafft, aus der gastronomischen Leistung in einer der nördlichsten Dünen Deutschlands eine ebenso magische Marke zu destillieren? „Ich hatte nie ´ne große Idee, es war nicht mein Plan“; sagt er im Gespräch mit Myilands. Eher neigt Seckler zu der Vermutung, dass die Magie des Ortes und die Qualität der Leistungen unter dem Dach von Sansibar den Menschen im Gedächtnis geblieben ist. „Der Anstoß, daraus eine Marke für Qualitätsprodukte zu machen, kam von außen“, räumt Seckler ein.
Ob dieser Weg fortgesetzt wird, indem immer neue Produkte die berühmten Säbel tragen? „Eher im Gegenteil“, murmelt der Schwabe auf der Düne. „Es ist schwer, heute noch etwas Witziges zu finden, das unsere Marke verdient hätte“, sagt Seckler. „Wir werden uns zunehmend auf die Kernprodukte konzentrieren, die sich bewährt haben.“ Das sind die drei geschäftlichen Standbeine Textilien, Wein – und natürlich Gastronomie.
Sansibar soll bleiben, wie es war: Immer innovativ, immer überraschend, gleichzeitig aber verlässlich in der Qualität der Küche und des gigantischen Weinkellers. Herbert Seckler steht weiterhin dafür, und zur Verstärkung hat er seinen Sohn Niklas an Bord geholt – Koch wie der Vater und multitalentiert wie dieser. Und längst Copilot in der Geschäftsführung. Dass auch die Küche ihrem Ruf gerecht bleibt, dafür hat Patron Seckler Sebastian „Prüssi“ Prüßmann an den Herd berufen.
Gemeinsam mit der gesamten hoch motivierten Mannschaft stemmt sich das Führungstrio derzeit gegen den Sturm, den die Coronas-Pandemie über die gesamte Gastronomie gebracht hat. „Es ist eine Katastrophe, trotz des wunderbaren Sommers auf Sylt. Und die Zahlen aus den Franchise-Geschäften kenne ich noch gar nicht“, sagt Herbert Seckler. Aber er verspricht: „Sansibar hält durch.“
DAS BUCH ZUR MARKE
Bereits seit 2010 gibt es „Sansibar – Das Buch“ in der Collection Rolf Heyne (ISBN 978-3-89910-456-1.) 2019 erschien die aktualisierte Auflage. Die prominente Journalistin Inga Griese, u.a. Chefin des Magazins „ICON“, und Herbert Seckler zeichnen gemeinsam als Autoren.
Neben der immer spannenden Geschichte des Unternehmens finden sich hier zahlreiche Rezepte aus der Sansibar-Küche. Und gute Freunde des Hauses tragen eigene Anekdoten bei – darunter Günter Netzer, Udo Lindenberg, Wolfgang Joop, Angelika Jahr, Günther Jauch, Johannes B. Kerner und Ole von Beust.