INSELPRÄSIDENTIN: DEUTSCHLAND IST WICHTIGSTER MARKT – SICHERHEITSMASSNAHMEN BLEIBEN STRENG, ABER ZUGLEICH GIBT ES NEUE FREIHEITEN
von PETER LAMPRECHT
DONNERSTAG, 27. MAI 2021
Zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe meldeten die Behörden auf Mallorca eine 7-Tage-Inzidenz von 20,1. Schon seit dem 14. März gilt die Insel nach Maßstäben des Berliner RKI nicht mehr als Risikogebiet, seit dem 24. Februar bereits liegt die Inzidenz unter 35. Die Quote der Erstimpfungen lag bei Redaktionsschluss mit 37,2 Prozent knapp unter dem deutschen Wert, voll durchgeimpft waren 16 Prozent der Mallorquiner – etwas mehr als in Deutschland.
Die Voraussetzungen für eine relativ entspannte Sommersaison scheinen also gut. Zum 6. Juni wurden die Regeln nochmals gelockert: Die Ausgangssperre von 24 bis 6 Uhr ist gefallen, die Testpflicht für vollkommen geimpfte Gäste ebenfalls. Weiter gelten: Maskenpflicht überall (außer beim Baden) ab dem 6. Lebensjahr, Rauchverbot in der Öffentlichkeit. Aber: Geschäfte sind bis 22 Uhr geöffnet, Außengastronomie bis 23, Innengastronomie bis 18 Uhr. Und sogar Freiluftkonzerte mit bis zu 1000 Besuchern sind erlaubt.
Selbst der „Bierkönig“ an der Playa de Palma durfte wieder öffnen – mit Testpflicht und nur knapp 550 Besuchern und ohne Tanz zwar, aber immerhin als „großes Gasthaus“ mit Vierertischen. Inselpräsidentin Francina Armengol bekräftigte ihren Willen, „Sauftourismus“ weiter zu unterbinden, zugleich aber die Inselgäste wieder mit weit geöffneten Armen zu empfangen.
Bei Spaniens wichtigster Tourismusmesse in Madrid versicherte die Präsidentin: „Die Balearen sind die sicherste Tourismusregion des Mittelmeeres.“ Und In einem Interview der BILD-Zeitung unterstrich sie: „Wir wollen eine sichere Sommersaison, setzen auf Freizeit-Tourismus, Sport-Tourismus, Familien-Tourismus. Und wir sehen, dass im Moment viele junge Paare kommen.“ Und sie unterstrich: „Deutschland ist für uns der wichtigste Herkunftsmarkt, deutsche Gäste bleiben unsere Nummer eins“.
Die Insulaner strengen sich an, diese wichtigste Gruppe unter ihren zuletzt 13,6 Millionen ausländischen Besuchern (2019) bei der Stange zu halten. Sollte trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ein Tourist sich mit Covid19 infizieren, greift auf Mallorca die vom Staat finanzierte Versicherung: Die Unterbringung und Versorgung im Quarantänehotel, selbst der notwendige Rückflug sind abgesichert.
Auch Ausländer mit einem eigenen Wohnsitz auf der Insel können am balearischen Gesundheitssystem partizipieren: Wer mehr als 187 Tage im Jahr auf der Insel lebt, kann nach Anmeldung im Rathaus von Palma alle Benefits für Inselbewohner in Anspruch nehmen. Dazu gehören 70-Prozent-Rabatte für Flüge zum spanischen Festland oder auf die Kanaren ebenso wie die spanische Gesundheitskarte (Krankenversicherung) – und damit auch der Zugang zum lokalen Impfvorgang. Dr. Manuel Stiff, 60, deutscher Rechtsanwalt aus Münster mit spanischer Zulassung in Palma, berichtete darüber kürzlich in der „Mallorca-Zeitung“.
Tagelang hatte der Jurist im März in Münster vergeblich versucht, für sich und seine schwangere Ehefrau einen vorgezogenen Impftermin zu beantragen. Nach zwei Wochen startete das Paar entnervt Richtung Mallorca. Und 15 Telefonanrufe später, an einem Freitagabend, kam die erlösende Antwort: Er erhielt den begehrten Impftermin schon am folgenden Sonntag. Dr. Stiff wörtlich: „Es lebe die spanische Impforganisation, die ich tatsächlich als viel effektiver und unbürokratischer erlebt habe als die deutsche.“