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Tourismusministerin ISABEL BUSQUETS

Gastfreundschaft der Mallorquiner ist ungebrochen

Tourismusministerin ISABEL BUSQUETS bekräftigt im Interview:
Balearen sollen zum Ganzjahresziel werden, Kultur rückt in den Mittelpunkt.

Seit Jahresbeginn hat die Regionalregierung der Balearen eine neue Tourismusministerin. Isabel Busquets. Die Politikerin nennt im Interview der MyIlands erstmals den Anteil der NRW-Gäste am Rekordergebnis des vergangenen Jahres: Rund 1,5 Millionen Passagiere kamen von den NRW-Flughäfen nach Palma, etwa jeder vierte deutsche Tourist. Die Ministerin unterstreicht außerdem den Kurs ihrer Regierung, mit einer Steuer und weiteren Regulierungen den Andrang der Gäste in Richtung Ganzjahrestourismus umzusteuern. Aus Sicht der Regierung zeigt dieser Kurs bereits Erfolge.

MyiLands: 2017 erlebten Mallorca und die Balearen einen Gästerekord. Wie hoch genau war eigentlich der Anteil der Deutschen? Isabel Busquets: In der Tat haben wir auch im vergangenen Jahr mal wieder eine Rekordmarke gebrochen – allerdings muss man sagen, dass sich die Besucher unserer Ansicht nach besser verteilt haben. In den Sommermonaten haben wir leichte Rückgänge verzeichnet, dafür sind die Zahlen für Frühjahr und Herbst erfreulicherweise angestiegen. Die Deutschen sind seit Jahren der wichtigste Markt für uns, im vergangenen Jahr verzeichneten wir auf Mallorca einen Anteil von 38 Prozent, das entspricht 4.442.672 Besuchern.

Ist auch bekannt, wie viele Gäste aus Nordrhein-Westfalen darunter waren? Rechnet man die Passagiere der grössten Flughäfen in Nordrhein-Westfalen zusammen, haben wir 2017 rund 1,5 Millionen Besucher aus NRW empfangen.

Aus manchen Protestaktionen konnte man schließen, dass der Andrang auf Mallorca der einheimischen Bevölkerung zu viel wurde. Ist die typische Gastfreundschaft der Gastgeber auf Ihren Inseln in Gefahr, ein Anlass zum Gegensteuern?

Nein, die Gastfreundschaft der Mallorquiner ist ungebrochen. Wir sprechen hier von zwei oder drei isolierten Vorfällen, die höchstens die Meinung einiger weniger widerspiegeln. Aber natürlich sind wir als Politiker gefragt, die Sorgen der Menschen ernst zu nehmen und gegenzusteuern. Proteste gegen das Modell Massentourismus gab es im vergangenen Jahr ja auch in anderen Städten und Regionen Europas. Es ist nun einmal so, dass die Zahl der Reisenden weltweit ständig zunimmt. Da sind Maßnahmen gefragt, damit das nicht aus dem Ruder läuft – und zwar zum Wohl aller Beteiligten, also sowohl der Besucher, die sich während ihres Urlaubs hier wohlfühlen müssen, als auch der Einheimischen, die mit ihrer gastfreundlichen Art ja unser größtes Kapital sind.

Deutlich wurde auf jeden Fall, dass auch auf Mallorca die Aufnahmekapazität irgendwann begrenzt ist, aus Raumgründen ebenso wie wegen der Endlichkeit der Infrastruktur. Ist die Touristenabgabe aus Ihrer Sicht ein wirksames Instrument, oder gefährdet sie am Ende die Tourismuswirtschaft, wie die Organisation der Hoteliers befürchtet?

Wir verstehen die 2016 eingeführte Steuer für nachhaltigen Tourismus nicht als Steuermechanismus für die Aufnahmekapazität, sondern als Mittel zum Ausgleich für die negativen Auswirkungen des Massentourismus: Die so generierten Einnahmen – im vergangenen Jahr waren es 64 Millionen Euro, für 2018 rechnen wir wegen der Erhöhung der Beitrage mit 120 Millionen – werden in Umweltschutz und Erhalt von kulturellem und landschaftlichem Erbe investiert. Die Befürchtungen der Hoteliers können wir deshalb nicht teilen. Wir haben nach der Einführung der Steuer keinen Rückgang der Besucherzahlen feststellen können, ganz im Gegenteil.

Und wie wirkt Ihr neues Bettenlimit sich aus?

Die Aufnahmekapazität der Inseln haben wir mit dem seit August 2017 gültigen Tourismusgesetz durch eine konsequente Umsetzung des Bettenlimits begrenzt. Derzeit stehen auf Mallorca noch rund 40.000 neue Betten zur Verfügung. Diese können von Hoteliers oder von privaten Ferienvermietern erworben werden – letztere erhalten allerdings erst dann Lizenzen, wenn die Zoneneinteilung in Kraft tritt. Diese Einteilung wird derzeit vom für Raumordnung zuständigen Inselrat vorgenommen und voraussichtlich bis zur Hauptsaison 2018 in Kraft treten.

Verfügen Sie über zusätzliche Steuerungsinstrumente – etwa über diplomatische Kanäle zu den Heimatländern Ihrer Gäste oder über Verhandlungen mit Reiseveranstaltern, Reedereien und Ferienfluggesellschaften?

Natürlich stehen wir sowohl mit den grossen Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften unserer Quellmärkte in Kontakt, aber die Verhandlungen über Preise, Kontingente und Auslastungen werden direkt zwischen den Hoteliers und den Unternehmern geführt.

Wegen der Diskussionen über zu viele Touristen ist etwas aus dem Blick geraten, welche strategischen Ziele die Regionalregierung verfolgt, um den Wirtschaftszweig Tourismus nachhaltig zu verträglichem Wachstum zu bringen. Wohin genau wollen Sie das Reiseziel Balearen in den kommenden fünf bis zehn Jahren entwickeln?

Wir wollen das Tourismusmodell nachhaltiger gestalten als bisher. Dazu gehört zum einen, dass wir nicht mehr in der Masse wachsen, sondern in Sachen Qualität. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die bessere Verteilung der Gesamtbesucherzahl über das ganze Jahr. Wenn mehr Besucher in der Nebensaison kommen, können längere und bessere Arbeitsverträge abgeschlossen werden. Ausserdem sind die Besucher jenseits der Sommermonate mehr an der Kultur und Gastronomie der Insel interessiert. Das ist unserer Ansicht nach die wahre Definition von qualitativ hochwertigem Tourismus, den wir uns für die Inseln wünschen.

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