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Keramikerin mit unglasierten Tonobjekten vor einem offenen Brennofen.

Nachwuchs für die Sylter Töpferkunst

Saskia Hylmar startet mit ihrem Label „Hylli K“

Ob Teller, Vasen oder Zahnputzbecher: Viele Gegenstände des täglichen Gebrauchs werden traditionell von Keramikern hergestellt – jedes Stück handgefertigt – ein Unikat. So wie schon immer, denn das Keramikhandwerk ist eines der ältesten Berufe der Welt. Die Arbeit reicht vom Entwurf bis zum fertigen Produkt und verlangt Kreativität, Geschick – und etwas Mut zum Risiko. Auch auf Sylt hat die Kunst des Töpferns Tradition. Dafür sorgte unter anderem die Töpferei im Witthüs ab den 50er Jahren. Sie war inselweit die erste ihrer Art und zudem auch die erste Teestube auf Sylt. Ab den 70er Jahren bereicherten die Töpferinnen Till Bruttel und Regine Skoluda mit ihrem eigenen Keramik-Atelier das Sylter Kunsthandwerk. So wurde es zum Beispiel zur Tradition einem neugeborenen Sylter Kind eine handgefertigte Tasse mit seinem Namen zu schenken. Der Stil der beiden Künstlerinnen war unverkennbar und über die Deiche hinaus beliebt.

Nun ist Nachwuchs in Sicht. Doch zurück zum Anfang: Als die in Hameln geborene Saskia Hylmar sich vor zehn Jahren ans andere Ende der Welt nach Neuseeland aufmachte, ahnte sie vermutlich nicht, dass es sie eines Tages nach Sylt ziehen würde – nicht als Urlauberin oder mal eben für einen Saisonjob, sondern dauerhaft. Denn was soll man machen, wenn einem in Raglan auf der Nordinsel von Neuseeland die große Liebe begegnet? Dorthin hatte es die reiselustige Saskia getrieben, wo sie mitten im Paradies ein paar Monate lebte, surfte, arbeitete und ihren Jan aus Hörnum kennenlernte.

Also auf nach Sylt, mehrere Jobs an Land ziehen, unter anderem in der Gastronomie. Als dann Jan Wehrheim 2018 zusammen mit Dennis „Denjo“ John am südlichsten Zipfel der Insel, hinter einer Düne, direkt am Strandübergang beim Campingplatz Hörnum das Restaurant „Straend“ eröffneten, flammte bei Saskia die auf Neuseeland entdeckte Liebe zum Töpfern wieder auf. Schließlich braucht ein Restaurant ja Geschirr, oder? „Machen wir selbst, kriegen wir schon hin“, lautete die Ansage von Saskia gemeinsam mit einer Freundin. Das kreative Duo organisierte sich prompt eine Scheibe und wollte durchstarten, musste aber schnell feststellen, dass der Selbstversuch vorerst scheiterte und nun doch Geschirr bestellt werden musste.
Denn das Handwerk rund um das Töpfern will gelernt sein. Entwürfe anfertigen, Ton aufbereiten, Masse modellieren, drehen und dekorieren, Objekte trocknen und brennen – all das gehört im Keramikhandwerk zur täglichen Arbeit. „Für eine Ausbildung im Keramikhandwerk sind Konzentration, Kreativität, Formgefühl und Verantwortungsbewusstsein, insbesondere im Hinblick auf die Qualitätssicherung, sehr wichtig“, heißt es von der Handwerkskammer.

Und worin liegt für Saskia beim Töpfern die Kunst? „In der Ruhe. Man muss geduldig sein, Ton mag es nicht, gehetzt zu werden. Es sieht einfach aus und wenn man es einmal raushat, ist es das auch. Aber am Anfang muss man sich Zeit nehmen.“ Überhaupt ist viel Geduld gefragt, bis man das Endprodukt Tasse, Teller, Topf oder Vase in den Händen hält. Denn viele nicht wissen: Keramik muss zweimal gebrannt werden, davor aber erst einmal zwei Wochen trocknen. Das Thema Glasuren ist nochmal eine ganz eigene Wissenschaft.“
Welche weiteren Arbeitsschritte das Töpfern noch abverlangt, das hat die Wahlhörnumerin bei vielen verschiedenen Kursen erlernt. Ab 2022 ging es für sie endlich so richtig los: Vom Geburtstagsschnupperkurs in Hamburg über den fünftägigen Intensivkurs in Barcelona bis hin zur vierwöchigen Bildungsreise in der Toskana. Es machte immer mehr Spaß und die Leidenschaft entfachte. „Das Drehen an der Töpferscheibe hat wahnsinnig viel mit dem Muskelgedächtnis zu tun, das heißt man muss üben, üben, üben.“

Zwischendurch erkundigte sich Saskia sogar bezüglich einer Ausbildung in diesem Beruf, doch diese wird in Deutschland kaum noch angeboten. Grundsätzlich sinken die Zahlen der aktiven Töpfer bundesweit. Dabei ist die Nachfrage da, weil das Interesse an Individualität heutzutage ständig wächst. Die Sylter Töpferin lässt sich nicht entmutigen. Sie arbeitet zwar hauptberuflich noch im Straend, doch mittlerweile hat sie eine kleine Werkstatt, wo sie probieren, kreieren und töpfern kann. Selbst zum Brennen muss sie ihre Teile nicht mehr auf das Festland bringen.

Bevor sie loslegt, macht sie sich einen Plan. Manchmal passiert es auch, dass sie intuitiv etwas dreht. Was auch immer entstehen mag, muss zunächst trocknen, dann wird das Werk nochmal abgedreht. Hierbei kann die Form angepasst und der überschüssige Steinzeugton abgenommen werden. Dann folgt nach einer weiteren Trocknungszeit die Glasur. „Viele Arbeitsschritte, die sich spätestens dann gelohnt haben, wenn man, aufgeregt wie ein kleines Kind, einen Ofen nach dem Glasurbrand öffnet und dankbar ist, wenn alles heile geblieben und auch noch so geworden ist, wie man es sich vorgestellt hat“, schwärmt die Töpferin Saskia Hylmar. Zu ihren Lieblingsteilen zählt die herzförmige Tasse, die sich sehr für Tee, Kaffee und herzöffnende Kakaozeremonien eignet.

Verkauft werden ihre handgefertigten Werke unter dem Markennamen Hylli K in Hörnum im Straend Konzept, bei Coco & James in Braderup und auf Instagram oder auf Anfrage per Mail:
saskia.hylmar@web.de

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