Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) wurde vor 160 Jahren am 29. Mai 1865 gegründet.
Die Menschen an der Küste sind froh, dass es sie gibt: die Seenotretter! Wenn andere bei Sturm und Orkan den Schutz des sicheren Hafens suchen, laufen sie trotzdem aus, wann immer jemand auf See in Not ist. Sie retten Schiffbrüchige, befreien Menschen aus Gefahren, versorgen Verletzte und Kranke – rund um die Uhr und bei jedem Wetter.
Mensch über Bord, Brand im Maschinenraum, Wassereinbruch auf einem Fischkutter, ein schwer verletzter Seemann auf einem Frachtschiff, Ruderausfall an Bord eines Motorbootes, Mastbruch auf einer Segelyacht, ein erschöpfter Surfer – für den Ruf nach den Seenotrettern gibt es viele Gründe:
Beispiel Nummer 1
Mayday-Mayday-Notfall vor der Nordspitze von Sylt: Gegen 13.40 Uhr setzte der Kapitän eines Büsumer Fischkutters über den UKW-Funkkanal 16 einen Notruf ab. Die Leitstelle der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Bremen, die diesen Kanal rund um die Uhr überwacht, reagierte umgehend. Der in List stationierte Seenotrettungskreuzer Pidder Lüng lief sofort aus. Da sich der Fischkutter zu diesem Zeitpunkt nur rund fünf Seemeilen (etwa neun Kilometer) von der Station entfernt befand, warteten die Retter nicht auf einen Notarzt, sondern begaben sich direkt zum Einsatzort.
Die Rettungsaktion gestaltete sich aufgrund des Fanggeschirrs an Bord des Kutters schwierig. Ein Anlegen an der Seite war nicht möglich, sodass die Seenotretter am Heck manövrierten. Trotz Windstärke fünf aus Südsüdost (bis zu 38 km/h) und etwa halbem Meter Seegang gelang die Übernahme des jungen Fischers, der dringend medizinisch versorgt werden musste, reibungslos. Bereits um 14.20 Uhr erreichte die Pidder Lüng den Hafen von List, wo ein Krankenwagen wartete. Der junge Fischer kam ins Krankenhaus.


List ist die nördlichste Station der DGzRS. Der Einsatzhafen des Seenotrettungskreuzers Pidder Lüng liegt im Nordosten der Insel Sylt. Das Revier der Lister Seenotretter ist durch die offene Nordsee im Westen, starke Gezeitenströme, hohen Tidenhub (Wasserstandsänderung zwischen Niedrig- und Hochwasser) und die weitflächigen Wattgebiete im Osten der Insel sowie zwischen Sylt und ihrer dänischen Nachbarinsel Rømø geprägt.
Besonders bei starken Winden ist das Seegebiet äußerst anspruchsvoll. Viele Fahrgastschiffe und Fischkutter sind dort unterwegs und immer wieder große Kreuzfahrtschiffe zu Besuch. Aufgrund der Nähe zu Dänemark gibt es häufig grenzüberschreitende Einsätze. Die Zusammenarbeit mit dem dänischen Seenotrettungsdienst gilt als hervorragend.
Beispiel Nummer 2
Ein Beobachter hatte bei der von der DGzRS betriebenen Rettungsleitstelle See gegen 11.30 Uhr einen Kitesurfer gemeldet, der im Königshafen trieb – einer großen Bucht im Norden von Sylt. Offenbar gelang es dem Mann nicht, seinen Kite wieder zu starten. Die Seenotretter liefen sofort mit dem zu der Zeit in List stationierten Seenotrettungsboot Horst Heiner Kneten aus. Sie entdeckten den Mann, der noch bei seinem Kiteschirm trieb, etwa 1,5 Seemeilen (ca. drei Kilometer) von ihrer Station entfernt.
Der 28-jährige Kiter hatte sein Board verloren und damit keine Möglichkeit, den Strand selbständig zu erreichen. Durch Wind aus Nordwest und ablaufendes Wasser wurde er immer weiter abgetrieben. Wie lange der Mann bereits im 17 Grad kalten Wasser trieb, ließ sich nicht feststellen. Er war ansprechbar, hatte aber trotz Neoprenanzug nur noch eine Körpertemperatur von 32 Grad Celsius. Die Seenotretter versorgten ihn mit wärmender Kleidung und alarmierten sofort einen Rettungswagen, der den Kiter im Hafen übernahm und ins Krankenhaus brachte.
In diesem Zusammenhang weisen die Seenotretter noch einmal auf ihre kostenlose Sicherheits-App SafeTRX hin. Die App zeichnet über das GPS des iPhone oder Smartphone die Route auf. Diese kann in der Rettungsleitstelle See der DGzRS im Notfall direkt abgefragt werden. Außerdem kann die automatische Alarmierung eines persönlichen Notfallkontaktes aktiviert werden, für den Fall, dass der Wassersportler oder die Wassersportlerin nicht zum eingegebenen Zeitpunkt zurückkehrt. SafeTrx steht kostenlos zum Download im Apple App Store und Google Play Store zur Verfügung.
Anders als die hauptamtliche Crew des Seenotrettungskreuzers „Pidder Lüng“ im Lister Hafen ist die zweite Sylter Station in Hörnum an der Südspitze von Sylt mit zehn Retterinnen und Rettern im Ehrenamt besetzt. Die freiwilligen Helfer sind im Hörnumer Hafen auf der „Horst Heiner Kneten“ (benannt nach einem Spender) – dem etwas kleineren Seenotrettungsboot der DGzRS – im Einsatz. Ihr Revier ist auf der Ostseite der Insel geprägt von ausgedehnten Wattengebieten, auf der Westseite sowie zwischen den Inseln Sylt und Amrum von Zonen mit starker Brandung und Strömung. Den Hörnumer Hafen steuern viele Fischkutter auf Fangreise an. Zahlreiche Einsätze der Hörnumer Seenotretter gelten Fischereifahrzeugen. Ausflugsschiffe bedienen Hörnum ebenso regelmäßig wie Passagierschiffe, die die nordfriesischen Inseln und Halligen miteinander verbinden.
Wenn Menschen „Mayday“ funken, dann sticht auch Melanie Häuser in See. Sie steht der „Horst Heiner Kneten“ als ehrenamtliche Bootsführerin vor und rettet bei häufig abenteuerlichen Einsätzen Fischkutter, Ausflugs- und Passagierschiffe oder Kitesurfer, die nicht mehr an Land zurückkommen. Hauptberuflich macht die Hörnumerin etwas, das eher das Gegenteil von abenteuerlich ist – sie ist Bankkauffrau.


die ehrenamtliche Retterin Melanie Schneider
Helfen kann jeder, auch durch eine Spende!
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger (DGzRS) ist zuständig für den maritimen Such- und Rettungsdienst auf Nord- und Ostsee. Mehr als 1000 Seenotretter sind auf 60 Rettungseinheiten Jahr für Jahr rund 2000 Mal im Einsatz – rund um die Uhr, bei jedem Wetter, finanziert ausschließlich durch Spenden, ohne jede staatlich-öffentliche Mittel in Anspruch zu nehmen. Seit der Gründung 1865 hat die DGzRS mehr als 87 000 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahr befreit. Schirmherr der Seenotretter ist der Bundespräsident.