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Ein wappengeschmückter Triumphbogen bei der Intriebnahme der ersten Eisenbahnlinie Palma-Inca.

150 Jahre Eisenbahn auf Mallorca

In diesem Jahr wird die Eisenbahn auf Mallorca 150 Jahre alt, und sie fährt noch immer. Heute haben Reisende die Wahl zwischen dem nostalgischen Sóller-Bummelzug und einer modernen Bahn ins Hinterland. Neuester Plan: eine Gleisanbindung von Flughafen und Playa de Palma.

Als erste Bahn-Linie wurde damals Palma-Inca in Betrieb genommen. Damals das ist 150 Jahre her und Inca war Ende des 19. Jahrhunderts ein wichtiges Handelszentrum mit Schuhmachern, Schmieden, einem großen Markt. Bei einer Distanz von knapp 30 Kilometern zu Palma bot es sich an, diese Strecke zuerst zu eröffnen. Und so fuhr am 24. Februar 1875 der erste Zug von Palma nach Inca, Mallorcas drittgrößter Stadt und damals Zentrum der Industrialisierung. Das Projekt wurde 1871 von einem jungen Ingenieur namens Eusebi Estada in Angriff genommen. Zur Finanzierung wurde eine Handelsgesellschaft gegründet, an der Anteilscheine erworben werden konnten. Es handelte sich um eine komplett private Initiative und sie rechnete sich.

Eine Illustration der Zeitschrift „La Ilustración Española y Americana“, die den Moment der Inbetriebnahme von Mallorcas erster Eisenbahnlinie Palma–Inca im Februar 1875 festhält, könnte nicht feierlicher sein: Männer mit Zylindern und festlich gekleidete Frauen umringen einen wappengeschmückten Triumphbogen. Durch ihn fahren Loks mit dicken Dampfwolken ihrer Segnung entgegen. Es war wahrlich ein historischer Moment: 50 Jahre nach Eröffnung der ersten regulären Linie in England und 40 Jahre nach der deutschen Eisenbahn-Premiere auf der Strecke Nürnberg–Fürth begann auf Mallorca das Zeitalter des Schienenverkehrs. Früher wurden Kohle und Kartoffeln transportiert, heute Personen.

Im Jubiläumsjahr 2025 wird die 150-jährige Geschichte aus verschiedenen Facetten beleuchtet. Da ist die wirtschaftliche Bedeutung, der Schub für die Industrialisierung. Da ist die verkehrspolitische Perspektive, der Aufstieg und Niedergang eines öffentlichen Verkehrsmittels, das es heute auf der Insel schwer hat gegen den Privat-Pkw. Und da ist die Nostalgie rund um ingenieurstechnische Meisterleistungen, die in naher Zukunft auch in einem seit vielen Jahren geplanten Eisenbahnmuseum in Son Carrió zu sehen sind.

Die Eisenbahn war einst ein enormer Modernisierungsschub für ganz Mallorca. Die Strecke war nun in einer Stunde zu bewältigen, mit der Pferdekutsche brauchte man locker drei Mal so lange. Inca war zu dem Zeitpunkt noch gar keine Stadt. Es setzte eine Wechselwirkung ein: Dank der Eisenbahn wuchs die Wirtschaft, und damit nahm auch die Nachfrage nach dem Zug zu. Mit dem Zug nahm die Besiedlung zu, es entstanden in diesem Gebiet Fabriken und Geschäfte. Die Eisenbahn war ein wichtiger Impuls für die Wirtschaft.

Die Züge und die Ausrüstung kamen erst aus England, auch vom Festland – und immer wieder aus Deutschland. Da die ersten Loks aus England importiert wurden, betrug die Spurbreite einen Yard, also 91,44 Zentimeter. Das Netz wuchs schnell: 1878 reichten die Schienen bis Sa Pobla im Norden, 1879 bis Manacor im Osten, 1897 über Arenal, Llucmajor, Campos bis Felanitx im Südosten, bevor dann 1912 auf separatem Gleis, mit gleicher Spur In den 1930er-Jahren erreichte Mallorcas Eisenbahn ihre Blütezeit, bevor 30 Jahre später ein Niedergang mit Streckenstilllegungen einsetzte. Heute sind rund 118 Gleiskilometer in Betrieb.

Die 35.000-Einwohner-Stadt feiert die Ankunft der Eisenbahn vor 150 Jahren das ganze Jahr über, brachte der Zug doch einst die hier hergestellten Güter nach Palma und für den Export bis zum Hafen. Dass Inca in Sachen Industrialisierung vorn dabei war, lässt sich heute im kleinen, liebevoll gestalteten Schuh- und Ledermuseum erleben. Die Altstadt lohnt auf jeden Fall eine Erkundung, es gibt schöne Geschäfte für einen Einkaufsbummel.

Die alte Strecke Palma–Inca ist auch die Hauptachse des aktuellen modernen Zugverkehrs auf Mallorca sowie die einzige Linie, die abgesehen von der Nostalgiebahn nach Sóller ununterbrochen in Betrieb war. Beide Züge starten von benachbarten Bahnhöfen in Palmas Zentrum – der „Rote Blitz“ oberirdisch an der Station des Tren de Sóller, während die modernen Züge in der unterirdischen Estació Intermodal halten. Dieser Bahnhof ist das Herz von Mallorcas öffentlichem Nahverkehr. Von hier aus fahren die Züge nach Inca und von dort weiter nach Manacor oder Sa Pobla. Auch die Metro zur Balearen-Universität sowie die Überlandbusse starten hier. Nach unten zum Gleis kommt nur, wer eine Fahrkarte hat – wobei Bahnfahren auf Mallorca seit Ende 2022 für alle Fahrgäste mit Wohnsitz auf der Insel kostenlos ist. Aber auch ohne diese Subvention sind die Tickets günstig: Keines kostet am Automaten mehr als 4,50 Euro für die einfache Fahrt.

Die Orientierung an den Bahnsteigen des Sackbahnhofs ist leicht, es gibt nur drei Linien: T1 nach Inca, T2 nach Sa Pobla, T3 nach Manacor. Auf den Gleisen – die Spurbeite der Strecke wurde Anfang der 1980er-Jahre auf Meterspur vergrößert – stehen Niederflurwagen zur Abfahrt bereit. Nach einer Viertelstunde lässt der Zug den Ballungsraum Palma hinter sich. Übrigens – statt der Artà-Strecke will die jetzige Balearen-Regierung die stillgelegte Trasse Palma–Llucmajor reaktivieren: ein 690-Millionen-Euro-Projekt, für das die Bauarbeiten 2028 beginnen sollen. Teilweise wird von der ursprünglichen Strecke abgewichen, um neben Arenal und der Playa de Palma auch Mallorcas Airport mit seinen mehr als 30 Millionen Passagieren im Jahr anzubinden; knapp ein Viertel der Strecke soll unterirdisch verlaufen.

Gemächlich wie ehedem zuckelte der „Rote Blitz“ auf der 27-Kilometer-langen Fahrt von Palma nach Sóller. Gleichmäßig hämmert die historische Schmalspurbahn über die Gleise – ein herrliches Kontrastprogramm zu modernen Bahnreisen und ein beliebtes touristisches Highlight. Obwohl der Name anderes vermuten lässt, sind die Triebwagen nicht rot, sondern braun, und der Zug ist nicht blitzschnell unterwegs, sondern ruckelt mit Spitzentempo 40 durch die Landschaft. 1912 wurde diese Strecke eingeweiht, damals eine ingenieurtechnische Meisterleistung.

Zeitgleich wurde von Sóller nach Port de Sóller eine fünf Kilometer lange Straßenbahn-Verlängerung gebaut. Auf der Linie sind bis heute nostalgische Trams unterwegs, die zum Teil direkt am Meer entlangfahren.

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