Vor zehn Jahren startete der Rheinländer Axel Link SYLT1.tv – wir erzählen die Erfolgsgeschichte
Als junger Journalist begeisterte er sich für ein Medium, dem heute viele schon das Totenglöckchen läuten. „Ich war eine Art Fernseh-Flüsterer, begeistert von dem damals noch jungen Medium. Da gab es nur ARD, ZDF, einige Regionalprogramme – und das berühmte Testbild bis in den Nachmittag.“ Die Faszination ließ den Rheinländer Axel Link nie mehr los. Und als er In Dallas (Texas) zum ersten Mal amerikanisches Frühstücksfernsehen gesehen hatte, war er sofort begeistert. Der Sender RTL in Köln plante bereits das erste deutsche Frühstücksfernsehn und Link wechselte vom öffentlich rechtlichen Südwestfunk zu RTL und gehörte zur Gründungsmanschaft von „Guten Morgen Deutschland“, zunächst als Chef vom Dienst, später auch als Moderator.
Er sammelte Erfolge als selbständiger Medienunternehmer und Berater, wurde zum Vorsitzenden des NRW-Verbandes der Filmwirtschaft gewählt und für vier Jahre in den Rundfunkrat des WDR berufen. „Da habe ich noch den Intendanten Fritz Pleitgen erlebt, eine raumfüllende Persönlichkeit. Das weckte in mir den Wunsch, selbst Intendant zu werden.“
Vor genau zehn Jahren, mit 53, erfüllte sich Axel Link diesen Wunsch. Auf Sylt startete er das erste und nach wie vor einzige „Insel-TV“ Deutschlands. Rechtzeitig zu diesem Jubiläum geht dessen Gründer und Geschäftsführer nun seit dem 23. März einen Schritt weiter: Auf der neuen Internet-Homepage seines Sender Sylt1 TV haben die Zuschauer mit eigenen Beiträgen ihren festen Platz. Nicht ausgeschlossen, dass hier dauerhaft eine neue Symbiose von Social Media-Elementen und Mitmach-Fernsehen entsteht.
Meine Frau ist eine waschechte Sylterin. Sie hat mich für die raue Naturschönheit Sylt begeistert und mir geholfen zu verstehen, was Einheimische und Gäste umtreibt.
AXEL LINK // SYLT1 TV
Auch mit 63 Jahren, kurz vor dem offiziellen Rentenalter, findet Medienprofi Link also weiterhin Spaß am Erneuern. Im Gespräch mit MyIlands erzählt Link, wie er als rheinischer Medienmacher auf der rauen Nordseeinsel vor Anker ging. Heute gehört es für die Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft schon zum guten Ton, bei Sylt-Terminen immer auch ein Interview auf dem roten Sessel des Talks „Syltzeit“ von Sylt1 TV mit einzuplanen. Die Mediathek des Senders ist deshalb längst zu einer wahren Schatzkammer herangewachsen. Die Nachfrage nach Sendemitschnitten auf USB-Stick (25 Euro) ist beachtlich.
Die nüchternen Zahlen allein sind schon eindrucksvoll: Eine Million Haushalte sind per TV-Kabel zwischen Sylt und Hamburg gebührenpflichtig angeschlossen an das Sylter Fernsehprogramm. „Das sind mindestens zwei Millionen potentielle Zuschauerinnen und Zuschauer“, rechnet Axel Link vor. Hinzu kommen 87.000 feste Follower bei Facebook, 4000 bei YouTube. Dazu alle, die sich jeden Tag per Internet unter www.sylt1.tv einloggen, weil sie mit Sylt verbunden bleiben wollen. All das passiert ohne einen Cent öffentlicher Zuschüsse, „Sylt1 TV ist unabhängig“, bilanziert Axel Link zufrieden.
Ganz ohne freundliche Unterstützung wäre es am Anfang natürlich auch nicht gegangen. Link erinnert sich: „Peter Douven und der Sylter Tourismusservice ISTS boten unserem Drei-Mann-Team Raum in einem Büro neben der Sylter Welle. Das kleine Studio hatte Platz für zwei Sessel, Beleuchtung und zwei Kameras.“
Schon damals, 2013, war Sylt ein Touristenmagnet mit besonderer Anziehungskraft für die Wichtigen und Wohlhabenden. „Man braucht eigentlich nur zu warten, wer da kommt,“ scherzt Axel Link. In seiner Mediathek finden sich Interviewschätze ohne Ende. Gleich im ersten Jahr etwa war die damalige Kanzlerin Angela Merkel auf der Insel, um ein eigenes Buch vorzustellen. Das Interview mit dem Inselsender gehörte zum Programm. „Edmund Stoiber war bei uns, Schauspielerin Andrea Sawatzki, Weltstar Ute Lemper. Und wenn ein Gentleman wie Weltklasse-Trompeter Till Brönner kommt, reagieren unsere Zuschauer begeistert,“ schwärmt Axel Link.
Bei SYLT1 TRIFFT und der SYLTZEIT plaudern Gäste von Ihren Sylterlebnissen.
Großen Eindruck hinterließ bei ihm auch ein Gespräch mit Glücksforscher Florian Langenscheidt. Und unvergessen ist der Besuch des heutigen Vizekanzlers Robert Habeck 2019: „Er kam noch als Schleswig-Holsteinischer Minister und Grünen-Chef per Zug, ganz ohne Security. Daraus entstand eine Stunde lang ein sehr entspanntes Gespräch über Politik, 23 Sendeminuten netto.“
Der TV-Geburtstag, zuletzt vor fünf Jahren gefeiert, soll auch im zehnten Jahr festlich begangen werden. „Wahrscheinlich Mitte Juli – wir lassen uns was einfallen“, verspricht Gründer Axel Link.
AXEL LINK IM INTERVIEW
„Lieber Biike als Rosenmontag“
Myilands: Welches Brauchtum ist heute eigentlich Ihr Favorit: Biikebrennen auf Sylt oder Rosenmontag in Köln?
Eindeutig Biike. Dies Erlebnis findet an einem einzigen Tag statt, immer am 21. Februar. In Köln dagegen geht es ja nicht nur um Rosenmontag. Wer sich da richtig in den Trubel stürzt, beginnt an Weiberfastnacht und hört frühestens am Aschermittwoch wieder auf. Das ist mir heute zu viel des Guten.
Sie sind am Rhein aufgewachsen, haben wichtige berufliche Stationen im Rheinland verbracht. Woher kommt Ihre heutige enge Bindung an die Insel Sylt?
Meine Frau ist eine waschechte Sylterin. Sie hat mich für die raue Naturschönheit Sylt begeistert und mir geholfen zu verstehen, was die wenigen verbliebenen Einheimischen heute umtreibt.
Aufzeichnug der SYLTLIEBE mit Moderatorin Matina Hautau. / Der Strand ist häufig die Bühne für die SYLTZEIT.
Sylt im Gründungsjahr Ihres Senders vor zehn Jahren – was war da noch anders als heute?
Es war schon nicht mehr viel anders als heute. Allerdings hatte man damals als Sylter Gastgeber noch ein anderes Verhältnis zu seinen Gästen. Man wohnte vielfach noch unter dem gleichen Dach, früher bis zu 14 Tage lang. Heute ist die durchschnittliche Verweildauer der Sylt-Urlauber nur noch fünf bis sechs Tage. Und die enge Verbindung gibt es fast nirgends mehr.
„Heute ist die durchschnittliche Verweildauer der Sylt- Urlauber nur noch fünf bis sechs Tage. Und die enge Verbindung gibt es fast nirgends mehr.“
AXEL LINK // SYLT1 TV
Es brodelt inzwischen massiv unter der Oberfläche. Wohin kann die Reise gehen mit Ihrer Lieblingsinsel?
Wer von einer Insel nur für Promis und Eliten träumt, der schickt uns in eine Art Disneyworld. Geht also nicht. Wer kritisiert, dass zuviel Sylter Wohnraum an Auswärtige verkauft worden ist, darf nicht vergessen, dass die Verkäufer Sylter Bürger waren. Wer sich über eine Handvoll Punks in Westerland aufregt, sollte bedenken, dass erlaubt werden muss, was erlaubt ist. Und dass der Rest der Insel nahezu nicht betroffen war. Was wir hier sicherlich brauchen, ist eine neuen Diskussionskultur, sind frische Ideen. Ich halte viel von der sachlichen Herangehensweise unserer aktiven Merret-Gruppe. Da wirft niemand mit Steinen, klebt sich keiner an den Asphalt.