Einen Tag lang brachte TV-Star Jorge González dem gesamten Team einer Bochumer Zahnarztpraxis spielerisch den Gang auf den CatWalk bei. Im Interview danach berichtet der Mann mit der kubanischen Seele und dem deutschen Pass über sein Leben und seine Sicht auf die Welt.
Für einen einzigen Wochenend-Tag im Sommer war alles anders in der Bochumer Privatpraxis für Zahnmedizin Dr. Kent & Kollegen. Statt der Berufskleidung trugen die charmanten Mitarbeiterinnen buntes Freizeit-Outfit und High Heels. Und statt ernst blickend durch die Räume zu eilen, übten sie sich lachend in rhythmischem Gang und zu Jorges Lieblingsmusik.
Bei der Vorbereitung zum 25jährigen Praxisjubiläum hatte Dr. Kent die Idee zu diesem besonderen Event entwickelt. Dabei sollte es für die Mitarbeiterinnen ein unvergessliches Erlebnis werden, eine Schule fürs Leben und ein Dankeschön für Ihren unermüdlichen Einsatz während der Coronazeit.
Die Kubaner haben wenig zum Leben, aber immer ein Lachen im Gesicht. Wir in Deutschland haben dagegen einen sehr hohen Standard, aber immer finden sich unzufriedene Leute, die meckern.“
„Leben, Lieben, Lachen“ – Die Welt des Bewegungs-Gurus Jorge González
Dr. Kent sah die alltäglichen Vorgänge in den Praxisräumen vor sich: Vor allem den 45 Meter langen Gang, der das Wartezimmer mit den Behandlungsräumen verbindet. Dort, so Kent, „begrüßen und begleiten die Mitarbeiterinnen unsere Patienten. Einige haben von Natur aus schon das, was wir alle anstreben sollten: einen wunderschönen Gang, aufrecht, harmonisch, selbstbewusst und deshalb überzeugend. Diesen Auftritt zu üben, sollte das Ziel für alle sein.
Dr. Hamdi Kent beschloss, „dazu einen Trainer einzuladen, natürlich möglichst den Besten“. Denn: „Dies ist eine Premium-Praxis. Mit unserem Gang, unserem gesamten Auftreten, wollen wir unsere Patienten eher fröhlich als ängstlich stimmen. Wir möchten ihnen damit ein Sicherheits- und Wohlgefühl vermitteln.“
So hatte also in der Praxis statt des Chefs diesmal nur einer das Kommando: Jorge González, geboren 1967, TV-bekannter Entertainer, Catwalktrainer, Imageberater und Stylist, war von Dr. Hamdi Kent eingeladen, dem Team sein Credo zu vermitteln: „So wie du gehst, so gehst du durchs Leben“.
„Ich liebe sehr Santanyi und allgemein Sand, Strand, das Meer, ich liebe es, im Meer zu schwimmen. Schwimmen ist der beste Sport.“
Jorge Gonzáles
„Chicas“ und „Chicos“ nannte González das Praxisteam. Das Multitalent stammt aus Kuba und lebt seit über 25 Jahren in Hamburg. Der Mann mit dem ansteckenden Lachen wurde von der FAZ auch als „fleischgewordener Stöckelschuh“ charakterisiert. Bei unserem Interview trafen wir einen ganz besonderen Menschen, einen offenen, reflektierten und immer freundlichen Philanthropen.
MYILANDS: Hallo Jorge, wie war dein Tag? Ich blicke nur in fröhliche Gesichter.
JORGE GONZÁLEZ: Ja, heute haben wir, habe ich, viel Spaß gehabt. Die Chicas haben es genossen, sie haben viel gelernt.
Was genau war das?
Wie beherrsche ich meinen Körper, wie ist meine Haltung, was für einen Einfluss hat meine Haltung. Am Ende jeden Trainings kommt der Chicas Walk auf Highheels. Ein Riesenspaß, heute waren sogar Chicos auf Highheels dabei.
Klasse, wie haben die sich verkauft?
Klar, am Anfang waren sie sehr unsicher, welcher Mann läuft schon in Highheels (lacht). Auch für die meisten Frauen war es ungewohnt, sie tragen heute ja eher Sneakers. Jetzt steht ein Trainer da und beobachtet sie, korrigiert – und sie lernen. Am Ende haben wir das Ziel erreicht. Es ist wichtig, dass sie mit einem guten Körpergefühl hinausgehen.
Wie häufig gibst du diese Schulungen?
Ich bin schon viele Jahre mit der Chicas Walk Academy unterwegs und das in ganz Deutschland. Das Programm ist anstrengend auch für mich, aber wir haben immer Spaß und die erlernte Technik hilft fürs Leben. So wie hier in der Praxis von Dr. Kent. Sie lernen beispielsweise richtig zu atmen, aufrecht zu gehen und viel über Körpersprache. Jede Frau ist unterschiedlich, aber wundervoll auf die eigene Weise. Am Anfang brauche ich aber immer etwas Zeit bis die Chicas verstehen was ich sage. Aber dann akzeptieren sie sich, akzeptieren, dass sie so sind wie sie sind und beginnen Ihren Chicas-Walk zu machen.
Jorge, Dein Werdegang ist beeindruckend. In Kuba geboren, um dann in die frühere Tschechoslowakei zu gehen, Radioökologie zu studieren, mit Diplom und Bestnote sogar. Ein Studium, das sich mit der Ausbreitung und dem Verhalten von Radionukleiden in der Umwelt beschäftigt …
Mein Ziel war es, nach Europa zu kommen, egal wie, Ein Stipendium war da genau das Richtige. Wir hatten nur limitierte Möglichkeiten einen Studienplatz in einem der sozialistischen Länder zu bekommen. Mein ganzes Leben habe ich mich angestrengt, gut zu sein, gut in der Schule, damit ich dieses Stipendium bekomme, eine neue Perspektive. Ich war immer schon gut in Mathematik, Physik, Biologie. Du konntest es studieren in Moskau, in New York oder in der Tschechoslowakei. In Bratislava war ich dann acht Jahre in einem Internat – und ich war der Beste in meinem Fach.
Das Studium beschäftigt sich mit elementaren Umweltfragen. Bist du ein politischer Mensch?
Ich bin kein Fanatiker, ich politisiere nicht extrem. Aber natürlich, ich bin ein politischer Mensch. Ich achte auf viele Sachen in unserer Gesellschaft. Ich erinnere mich an die Achtziger Jahre. Kaum einer wusste damals etwas über Ökologie, Vegetarier, Veganer, Bio. Heute ist all das wichtig und nicht nur ein Trend. Damals war die Nuklear-Energie wichtig, eine neue Energie. Aber war es falsch? Viele Menschen sind gestorben, viele Katastrophen sind passiert. Ein großes Thema.
Was hältst du vom Gendern?
Ich liebe die deutsche Sprache. Ich möchte nicht, dass diese Sprache stirbt. So viele Begriffe kann, darf und soll man nun aber nicht mehr benutzen. Jetzt spielt die politische Korrektheit eine große Rolle. Mir ist es aber egal, ob Schauspieler nun Schauspieler oder Schauspieler*innen mit Gendersternchen heißen, mir ist egal ob die Menschen von mir als „sie“ oder „er“ sprechen. Viel wichtiger ist doch, wie wir im Leben miteinander umgehen und wie wir uns dort akzeptieren.
Du lebst du schon so lange und so erfolgreich in Deutschland, hast einen deutschen Pass. Und wir sehen da eine immer fröhliche Grundstimmung. Wie unterscheiden sich die Deutschen von den Kubanern?
Am Ende des Tages sind wir alle nur Menschen, die in unterschiedlichen Biotopen groß geworden sind. Ich bin in ein ganz tolles Biotop hineingeboren worden, wo die Sonne 300 Tage scheint. Du stehst auf und immer ist die Sonne da, Du läufst in Shorts und Flipflops, Du springst und tanzt. Die Kubaner haben wenig zum Leben, aber immer ein Lachen im Gesicht. Wir in Deutschland haben dagegen einen sehr hohen Standard, aber immer finden sich unzufriedene Leute die meckern.
Was braucht der Mensch denn wirklich?
Ich brauche Liebe, Passion, Leidenschaft. Egal wo, wo ich bin, mit meinen Freunden zu Hause oder hier bei der Arbeit. Ich genieße den Moment. Mein Vater hat mir immer gesagt: Du musst genießen, was Du hast. Du musst das Heute genießen, dann bist du nicht unglücklich.
Jeder weiß, dass Bewegung gesund ist. Aber wie schafft man es als Büromensch, so flexibel und fit zu sein, wie du es bist?
Ich glaube, jeder kann seine Fitness finden. Viele bezweifeln das, aber das ist Faulheit. Man kann sich bewegen auf dem Weg zur Arbeit und auf dem Heimweg. Man kann Treppen steigen, statt den Fahrstuhl zu benutzen. Es macht Spaß, ein bisschen zu tanzen oder ein bisschen Gymnastik zu treiben. Oder nur zu laufen. Aber man muss Bewegung wollen.
Braucht man deswegen Personal Trainer?
Das ist ein Luxus. Aber einen den ich liebe. Ich bin sehr häufig unterwegs in Hotels, auch ohne Fitnessraum. Von meinen Personal Trainern kenne ich die Übungen, die ich prima auch allein machen kann.
Dein Personal Trainer lebt auf Mallorca?
Ja, einer von Ihnen lebt auf Mallorca, Arne Derricks. Er tanzt hervorragend und singt sehr gut. Gemeinsam haben wir die Idee entwickelt, Fitness mit Tanz in guter Choreografie zu verbinden – Das Programm heißt Tanz Dich Fit. Etwas, das umzusetzen ist und vor allem auch viel Spaß macht. Gibt es auch im Internet. Es ist einfach, eine Kombination aus Fitness, Aerobic und Tanz.
Dann bist du häufig auf Mallorca?
Nicht so oft wie früher, aber ich war gerade im Juli wieder da. Eine schöne Insel voller Kultur, Natur und vielen guten Restaurants.
Hast du da Lieblingsorte auf Mallorca?
Ich liebe sehr Santanyi und allgemein Sand, Strand, das Meer, ich liebe es, im Meer zu schwimmen. Schwimmen ist der beste Sport. Auf Mallorca kann ich sein wie ich möchte: Barfuß und mit offenen Haaren. Leben wie ich es aus von Kuba kenne. Ich liebe das mallorquinische Essen mit den vielen gute Restaurants in Palma, oder auch bei uns in Santa Eulalia.
Bevorzugst Du Sterneküche, oder magst du es schlichter?
Ich esse gerne gut, auch ohne Stern. Am besten hat immer noch Mama gekocht. Das war sehr einfach, aber mit Liebe.
Fleisch oder Fisch?
Eher Fisch, auch Kartoffeln und Gemüse. Aber nicht nur. Denn mein Vater hat sein Leben lang nur Fleisch gegessen, dazu Pommes Frites – und hat 99 Jahre gelebt, also sehr gesund.
Du lebst im Hier und Jetzt. Und was planst Du für die Zukunft – Dein Schlusswort für dies Interview?
JORGE (LACHT): Leben, Lieben, Lachen.