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„Teutonen-Grill überfüllt” - so sah der Sommer weithin in Arenal und an der Playa de Palma aus. Aber es ging auch anders - siehe weiter unten // Foto © picture-alliance / DUMONT Bildarchiv

Liebe ohne Grenzen

MALLORCA AN DER „OBERGRENZE“?

INSEL-BEGEISTERUNG BLEIBT UNGEBROCHEN

von PETER LAMPRECHT

Das war ein wirklich heißer Sommer, den Mallorca gerade hinter sich hat. Nicht allein die Temperaturen, oft um oder über 40 Grad Celsius, machten Einheimischen und Gästen zu schaffen. Was sich schon in den vergangenen zwei oder drei Jahren angedeutet hatte, nahm deutlicher Gestalt an: Auf der größten Insel der Balearen hat die Auseinandersetzung um die Zukunft der Umwelt an Intensität zugenommen.

Der Ansturm von Touristen, das Verhalten eines Teils der Gäste, aber auch der grundsätzliche Ruf nach einer „Obergrenze“ bewegen viele Insulaner. Palmas Bürgermeister diskutierte die Lage mit den Konsuln Deutschlands und Englands. Er lud danach den deutschen Spanien-Botschafter zum Krisengespräch ein, sein Besuch auf der Insel ist für Oktober vorgesehen.

Immerhin werden in diesem Jahr insgesamt etwa zwölf Millionen Gäste erwartet – nach dem Rekord von 10,5 Millionen 2016 nochmals ein mächtiger Zuwachs. So kamen in diesem Sommer pro Tag bei etwa 1000 Starts und Landungen auf dem Flughafen von Palma jeweils 180.000 Besucher neu an – davon die Hälfte aus Deutschland.

Erste Reaktionen machten Schlagzeilen bei uns daheim: So wurden teure Bußgelder für private einheimische Vermieter verhängt, die ohne staatliche Lizenz Gäste in Privatwohnungen beherbergen. Bisheriger Höhepunkt: Anfang September beschloss die regierende Linkskoalition für die Balearen auch eine Verdopplung der erst 2016 eingeführten „Umweltabgabe“ ab Frühjahr 2018. Bis zu vier Euro pro Übernachtung sollen Auswärtige künftig zahlen, lediglich Kinder und Jugendliche bis 17 Jahren sind davon ausgenommen.

Das mag aber kaum einen gut verdienenden Familienvater wirklich abschrecken, der auch an der deutschen Nord- und Ostsee mit einer „Bettenabgabe“ oder „Kurtaxe“ vertraut ist und sogar in Sauerland-Metropolen und in Köln auf eine „Bettensteuer“ trifft. Aber in Verbindung mit symbolischen Pyro-Anschlägen auf touristische Orte wie Restaurants, mit Protestplakaten und kritischen Aufklebern auf Mietwagen wirkt sich das alles eher wie ein Stimmungsdämpfer auf Zeitungsleser am heimischen deutschen Herd aus. Und dieser Effekt wird auf den Inseln nicht ganz ungern zur Kenntnis genommen. Ob auf diese Weise allerdings gerade die manchmal störenden Horden von Bierdurst-Touristen von der Party-Reise nach Mallorca abgehalten werden, scheint noch zweifelhaft.

Immerhin hat die mallorquinische Tourismusverwaltung auf Anfrage von „Myilands“ deutlich gemacht, worum es zumindest den Behörden geht: Die grassierende Zunahme von ungenehmigten (privaten) Übernachtungsmöglichkeiten soll eingedämmt werden. Mallorca (und das gesamte balearische Umfeld) will nur noch verkaufen, was wirklich zur Verfügung steht. Und das sind nach offizieller Zählung auf Mallorca gerade mal lizensierte 435. 707 Gästebetten. Die Summe verteilt sich auf 68,9 Prozent Betten in Beherbergungsbetrieben, 21,3 Prozent in Ferienhäusern und 9,8 Prozent noch verfügbare Betten in der offiziellen „Bettenbörse“: Lediglich diese 42.649 Schlafplätze stehen nach der Rechnung der Behörden noch als Wachstumsreserve für neue Beherbergungsbetriebe zur Verfügung.

Wer als Vermieter daran partizipieren will, muss für eine Lizenz pro Liegestatt 4000 Euro bezahlen. Buchungsportale im Internet, die massenweise Privatwohnungen an Urlauber vermittelt haben, sollen mit drastischen bis zu sechsstelligen Bußgeldern gezwungen werden, ihre Angebote offiziell lizensieren zu lassen – oder aber bislang illegale Bettenangebote aus ihren Seiten zu streichen.

Protest gegen die verschärfte Regulierungspolitik kam vom Verband der Hoteliers, der bislang weder in den begonnenen Umweltmaßnahmen, noch im sozialpolitischen Bereich irgendeinen positiven Effekt erkennen mag. Dass Mallorca an seine Grenzen stößt, ist allerdings auch Verfechtern weniger bürokratischer Maßnahmen klar: Lediglich die Form der Regulierungen bleibt weiterhin zu diskutieren.

Der grundsätzlichen Begeisterung deutscher Inselfans für eine der lebens- und liebenswertesten Ferienregionen in Europa hat all das bisher keinen Abbruch tun können. Das unterstreichen zwei führende Reiseveranstalter aus NRW. Lesen Sie ihre Schilderung der Lage in zwei Extra-Beiträgen zu diesem Report.

Auf den Balearen beginnt unterdessen der zweite Probelauf einer neuen Vermarktungsstrategie: „Better in Winter“ ist das Motto, unter dem versucht wird, mehr vom Tourismus-Kuchen auf die Wintermonate zu verteilen. Zwar kann auch auf Mallorca niemand für immerwährenden Sonnenschein von Dezember bis März garantieren, aber mildes Klima bei durchschnittlich um die 15 Grad Celsius wird schon geboten. Was sich in den kommenden Monaten unter diesen Bedingungen auf der Insel erleben lässt, soll der Überblick auf Seite 12 zeigen. Weitere Winter-Highlights zeigt wie immer unser Mallorca-Kalender auf den Seiten 58.

WINTER-BUCHUNGEN ÜBERTREFFEN VORJAHR

ALLTOURS-CHEF WILLI VERHUVEN IST TOP-ANBIETER AUF MALLORCA. ER VERSTEHT DIE SORGEN DER MALLORQUINER UM IHRE UMWELT, WARNT ABER ZUGLEICH VOR ÜBERTREIBUNG.[bild-2]

alltours zählt zu den größten Reiseveranstaltern auf Mallorca und ist als Einzelmarke sogar der führende Anbieter in ganz Deutschland. Eine Überlastung des Bettenmarktes können wir nicht bestätigen. alltours ist allein in den fünf bei deutschsprachigen Urlaubern besonders beliebten Ferien­regionen Mallorcas mit insgesamt 26 eigenen allsun Hotels vertreten. Man findet sie entlang der Ostküste in bzw. bei Alcúdia (5), in Cala Ratjada (3), Cala Millor (7) und S’Illot/Sa Coma (2), im Süden an der Playa de Palma (4) sowie in Paguera (5). Mit zahlreichen weiteren Hotels auf Mallorca arbeiten wir seit vielen Jahren eng und vertrauensvoll zusammen: Ein Kapazitätsproblem gibt es weder in den alltours eigenen allsun Ferienanlagen noch in den Vertragshotels.

Der Strand von Cala Millor // Foto © picture alliance

 

Zum angeblichen Engpass auf dem Bettenmarkt: Bei alltours ist die Nachfrage nach Mallorca nach wie vor groß. Einige Hotelkontin­gente sind zwar schon zeitig ausgebucht. Doch auch im Oktober gibt es noch sehr gute Buchungsmöglichkeiten – allerdings bei eingeschränkter Auswahl.

Ein Umweltproblem sehen die Mallorquiner in erster Linie im boomenden Kreuzfahrtgeschäft. Dieses sorgt dafür, dass der Hafen von Palma immer stärker frequentiert wird (zuletzt mit fünf großen Kreuzfahrtschiffen zeitgleich) und – zusätzlich zur gewaltigen Feinstaubbelastung in der Luft – die Stadt an manchen Tagen mit mehr als 20.000 Passagieren komplett zugelaufen wird. Die Infrastruktur von Palma ist für solche Besucherströme nicht ausgelegt und die City nicht in der Lage, ein derart hohes Touristenaufkommen nachhaltig zu bewältigen.

Auch die Vielzahl der Mietwagen – nach Schätzungen nahezu eine Million – führt nicht nur zu Verkehrsproblemen, sondern stellt auch eine enorme Belastung für Mallorcas Umwelt dar. Mit dieser Situation sind nicht alle Insulaner einverstanden.

Mallorca gehört aber nach wie vor zu den beliebtesten Reise- und Urlaubszielen der Deutschen; die Infrastruktur der Insel ist in allen Bereichen hervorragend. So liegen bei den Reiseveranstaltern der alltours Gruppe die Buchungszahlen auch für den kommenden Winter weit über denen des Vorjahres. Ein Ende des Mallorca-Booms ist nicht in Sicht, eine Trotzreaktion der Urlauber gibt es keinesfalls. Unsere Gäste wollen einen schönen und erholsamen Urlaub verbringen – dafür ist Mallorca bestens geeignet.

Die Touristensteuer, die auf Mallorca seit mehr als einem Jahr erhoben wird, findet bei unseren Gästen Akzeptanz. Viele Stammgäste, die einmal oder mehrmals im Jahr nach Mallorca reisen, erkennen die Verbesserung der Infrastruktur, die durch die Touristenabgabe erzielt wird. Nichts desto trotz erscheint uns die geplante Verdoppelung der Touristensteuer ein verfrühter Schritt zu sein. Die Maßnahme könnte dazu führen, dass Gäste ihr Interesse an einer Reise nach Mallorca verlieren, ihre Urlaubspläne überdenken und andere Ziele bevorzugt buchen.

alltours ist seit über 40 Jahren auf Wachstumskurs. Mit fast 1,7 Millionen Gästen in 2016 zählt das Unternehmen zu den fünf größten Reiseanbietern Deutschlands. Zur alltours Gruppe – Sitz im Düsseldorfer ­„Drei-Scheiben-Haus“ –gehören die Veranstalter alltours flugreisen, alltours-x und byebye, die alltours Reiseportal GmbH, die alltours Reisecenter GmbH, die Hotelkette allsun sowie die Incoming-Agentur Viajes allsun.

UNAUFGEREGTES BUCHUNGSVERALTEN

ANDREAS RÜTTGERS, LEITER DER TOURISTIK BEI SCHAUINSLAND-REISEN, STELLT DIE AKTUELLE LAGE AUS SICHT SEINES HAUSES UND SEINER GÄSTE SO DAR:

Andreas Rüttgers // Foto © SCHAUINSLAND REISEN

 

Schauinsland-Reisen hat auf Mallorca eine sehr hohe Anzahl an Exklusivhotels im Angebot. Das sind Häuser, die man in Deutschland ausschließlich bei uns buchen kann. Dies bedeutet, dass wir selbst Einfluss darauf haben, dass nicht mehr verkauft wird als tatsächlich verfügbar ist. Überbelegungen können wir so aktiv entgegenwirken.

Außerdem achten wir bei der Ausgestaltung unseres Mallorca-Programms auf eine gute Verteilung unserer Häuser auf der gesamten Insel. Gerade in den letzten Jahren setzen wir neben beliebten Ferienorten verstärkt auf Regionen, die weniger bekannt und somit weniger frequentiert sind. Ein gutes Beispiel hierfür ist Canyamel im Osten der Insel. Hier haben wir zum Sommer 2017 unser Angebot besonders familiengerecht ausgebaut.

Wir stellen aufgrund dieser Punkte ein sehr unaufgeregtes Buchungsverhalten fest.

Schauinsland-Reisen – heute mit Sitz am Duisburger Innenhafen – existiert seit 1918 und arbeitet seit 50 Jahren als konzernunabhängiger mittelständischer Flugreiseveranstalter. Zumeist zweistellige Zuwachsraten hoben die Marke auf den derzeit siebten Platz der Branche in Deutschland. Das von Gerald Kassner in dritter Generation geführte Familienunternehmen erzielt aktuell mit über 1,3 Millionen Kunden einen Jahresumsatz von 1,1 Millionen Euro.

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