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MyiLands 0224 - Gabo - 6

Mallorca ist der Bonsai der Welt

Gabrielle Oestreich, bekannt unter ihrem Künstlernamen GABO kam in Hamburg zur Welt. Mit 15 wurde sie Model, studierte Grafik-Design und arbeitete ab 1987 als freie Fotografin und Regisseurin. Zum dritten Mal ist sie nun wieder nach Mallorca gezogen, um dort für immer zu bleiben.

Was macht eigentlich eine Hin- und Her-Wanderin – wie sie sich selbst nennt? Sie reist viel, hat in Australien, auf den Bahamas und sonst wo auf der Welt gelebt, war in Hamburg, Berlin und schon zweimal für insgesamt zwölf Jahre auf Mallorca zu Hause. Zuletzt lebte Gabo, Deutschlands bekannteste Porträtfotografin, mit Pferden und Hunden im Berliner Speckgürtel in einem Landhaus am See. Doch spätestens seit Corona flammte in ihr wieder die Sehnsucht nach ihrer Insel auf, nach Palma und Santanyí, nach den einsamen Buchten und dem unvergleichlichen Mittelmeerlicht – dem savoir vivre.

Weil sie vor allem auch die Nähe zu ihrem Sohn Janik vermisste, der sich mit seiner Lebensgefährtin Marie aus La Rochelle in Santa Catalina niedergelassen hat und dort die Dependance der Berliner Produktionsfirma Wolkn führt, verkaufte Gabo ihren Bauernhof. Vor drei Monaten wanderte sie wieder aus – mit Sack und Pack, mit etlichen Erbstücken ihrer Mutter, ihrem kompletten Archiv an Dias, Negativen und Prints der letzten Ausstellung, den beiden Hunden Kaya (adoptiert aus Rumänien) und Puquito (adoptiert aus Portugal).

„Es war an der Zeit los zu lassen, mich von viel zu viel Ballast zu trennen. Ich brauchte einen Neuanfang und frische Inspirationen“, erzählt Gabo, die seit 1987 hauptsächlich prominente Persönlichkeiten aus Politik, Sport, Film und Fernsehen porträtiert. Herbert Grönemeyer, Helmut Schmidt, Hannelore Elsner, Udo Jürgens, Nina Hagen, Boris Becker, aber auch internationale Stars wie Yoko Ono, Eric Clapton, Kevin Kostner und Angelina Jolie hatte sie vor der Kamera.

Nun also ein neues Abenteuer auf der Insel? „Ja! Erst seitdem ich wieder hier bin, merke ich, wie sehr ich das alles vermisst habe, meine Freunde von damals, die Natur und die milderen Jahreszeiten. Ich mag das simple Leben und die langen Siestas. Hier kann ich mit dem Licht leben, stehe auf mit dem Sonnenaufgang und gehe schlafen, wenn’s dunkel wird“, erzählt sie. Außerdem hat sie vor kurzem ihr Traumhaus im Ranch-Stil gefunden. „Es liegt jenseits von Gut und Böse in der Gegend um Santanyí.“ Geplant ist, dort zusätzlich eine Art Daylight-Studio zu inszenieren, um auch „Menschen, die nicht berühmt sind, zu verewigen“.

Gerade erst ist sie von einem Shooting mit „Salut Salon“ zurückgekommen. Das sind die vier Musikerinnen, die als Quartett seit nahezu 25 Jahren zeigen, wie unterhaltsam klassische Musik präsentiert werden kann. Virtuos und witzig feiern die Frauen (zwei mit Geige, eine am Cello, eine am Klavier) bei jedem Konzert mit dem Publikum eine neue Party. Slapstick, Stepptanz, singende Sägen – nichts ist unmöglich. Und wie immer zeigt Gabo ihre Protagonisten so unverstellt wie sie sind. „Niemand ist hässlich, es gibt nur schlechtes Licht“, lautet Gabos Credo.

Zum Thema Schönsein hat die gebürtige Hamburgerin ihre ganz eigene Meinung: Es sei nicht die geschminkte Oberfläche all der Instagram-Beauties, die sie reizt. „Ich brauche Gesichter mit Tiefgang und gerne mit Falten“, sagt Gabo. „Sobald ich mein Gegenüber durch die Kamera sehe, erkenne ich seine Schokoladenseite. Ich bin die Schokoladenseiten-Finderin vom Dienst.“ Schönheit gibt es ihrer Ansicht nach nur mit innerer Schönheit und gutem Make-up dezent untermalt. Schminke sei eben der Puderzucker auf dem Kuchen. Ist sie selbst eitel? „Ich lebe am besten ohne Spiegel“, verrät sie, lacht und genießt lieber ihr Leben als Landei mit Glamour-Einspritzer.

Mit ihrem besonderen Gespür für Menschen und Licht hat sich die Tochter einer Kunsthändlerin und eines Juristen in den letzten drei Jahrzehnten auch international einen Namen gemacht und es geschafft, als Frau in einer Männerdomäne den Ton anzugeben und neue Impulse zu setzen.

Wie ist Gabo eigentlich zur Fotografie gekommen? Mit 15 wurde sie als Model entdeckt. Neben ihrem Grafikstudium posierte sie deshalb in Paris, Mailand und London. „Nach zehn Jahren hatte ich ,Licht‘ studiert, unternahm dann den Seitenwechsel.“ Mit ihrem späteren Ex-Mann Renzo besegelte sie die Karibik und bekam 1987 Sohn Janik. Mitte der 1980er nahm sie fortan selbst die Kamera in die Hand. Mit einer Fotostrecke über Herbert Grönemeyer samt Titelbild im Stern feierte sie 1986 ihren großen Durchbruch. Es folgten zahlreiche Porträts und Fotostrecken von Berühmtheiten aus Musik, Unterhaltung, Politik und Gesellschaft.

Viele Jahre lang war Gabo die Stammfotografin der Toten Hosen – mehrere Alben-Cover der Band stammen von ihr. Mit Frontmann Campino war sie sieben Jahre lang liiert und hat auch teilweise in Düsseldorf gelebt. „Heute sind wir sehr gute Freunde.“ Für Audi hat sie den A5 fotografiert und für viele andere große Unternehmen shootet sie bis heute die Werbekampagnen.

Würde sie wieder Fotografin werden? „Unbedingt, es ist der tollste und aufregendste Job der Welt. Vom Kanzler bis zur Klofrau treffe ich die unterschiedlichsten, interessantesten Menschen, kann mit der Kamera ihre Schönheit rauskitzeln – dabei helfen Lachen, Champagner, gute Musik und Lippenstift.

Klar, wird sie weiterhin allein wegen der Jobs viel unterwegs sein, doch Mallorca ist nun ihr Lebensmittelpunkt. Der Flughafen sei sehr gut mit der ganzen Welt verbunden, betont sie. Was sind denn ihre liebsten Orte auf der Insel? „Ich liebe Puigpunyent, 15 Minuten von Palma und nur fünf Kilometer vom Naturschutzgebiet entfernt. Sehr besonders sind die Gegend um Galilea und der Puig de Galatzó, einer der Hauptgipfel der Serra de Tramuntana.“ Dort sei alles weit weg von den üblichen Bildern von vollen Stränden und Halligalli. „Stattdessen Wanderwege und Weite, die mein Auge braucht, da ich, wenn ich durch die Kamera blicke, ja immer im Nahbereich bin.“

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Die Klosteranlage Santuari de la Consolació gehört zu den kleinen Schätzen auf Mallorca und zählt zu Gabos liebsten Plätzen. Die Wallfahrtskirche und ehemalige Einsiedelei liegt bei Santanyí. Die Außenanlage ist bewachsen mit mächtigen Agaven, Palmen, Kiefern und Kakteen, Ginster und Oleander.

Gabo sucht sich die Buchten die man nur zu Fuß erreicht, taucht ein in reinigendes Salzwasser und spaziert durch den weißen Sand. Sie schwärmt von den Hügeln um Santanyí, den Drachenhöhlen und der Hafenluft. Großartig sei es, in der Winterzeit die Natur zu erleben ohne viele Touristen.

Palma begeistert sie immer wieder – eine moderne junge Stadt mit tollen Läden und Restaurants. Zu ihren All-Time-Klassiker-Restaurants gehören das Vienna in Cas Concos; in Ses Salines ist es Manolo. Dort ist immer für Königin Letizia von Spanien reserviert und gedeckt, da Manolo sie einmal, als alles besetzt war, vertrösten musste. Gern geht Gabo auch ins Hotel Restaurant Portixol und in Palmas Altstadt ins El Camino, wo erstklassige Tapas ausschließlich an der Bar serviert werden. Glücklich lehnt sie sich zurück und findet: „Mallorca mit all seinen Möglichkeiten ist wie ein Bonsai der Welt.“

www.gabo-photos.com

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