Zum Start in die Sommersaison begründet Moritz Luft, Chef von Sylt Marketing, weshalb er auf der Insel keine „Zeitenwende“, sondern eine gesunde Entwicklung wahrnimmt: Wohnraummangel werde erfolgreich angegangen, Verkehrsprobleme ebenfalls. Der Fokus liege stärker als früher auch auf den Bedürfnissen der Einheimischen
MYILANDS: „Sylt ist ein Klassiker des Tourismus“, sagte airtours-Chef Steffen Boehnke in unserer Frühjahrsausgabe. Also für den Sylter Marketingchef alles im Lot zur Sommersaison?
MORITZ LUFT: Absolut, wir blicken voller Vorfreude auf die kommende Saison. Als „Klassiker des Tourismus“ sind wir seit jeher eine Insel der Gastgeber: Unsere tägliche Arbeit, ja vielmehr unser Leben, ist maßgeblich geprägt von der engen Verbindung zu unseren Gästen …
… die nicht gerade unerheblich für den Umsatz auf der Insel sind.
Natürlich sind wir uns bewusst, dass der Tourismus die Basis für alle Wirtschaftsbereiche der Insel bildet und die Lebensgrundlage für die meisten ihrer Bewohner darstellt. Dabei trägt er maßgeblich zur Wertschöpfung bei, die nicht nur unsere Existenz sichert, sondern uns auch Möglichkeiten eröffnet, unseren Lebensraum aktiv zu gestalten und kontinuierlich verantwortungsvoll zu verbessern.
Worauf können sich Ihre Gäste in diesem Sommer einstellen?
Unsere Gäste können sich auf die Vielfältigkeit der Insel freuen. Ob Familie, Paar oder Single, ob sie Ruhe suchen oder aktiv sein wollen – Sylt bietet für jeden Besucher das passende Erlebnis. Sylt ist extrovertiert, dynamisch und pulsierend, gleichzeitig aber auch ruhig, gelassen und authentisch. Gerade diese Vielfalt ist einzigartig in Deutschland und macht Sylt so besonders. Unsere aktuelle Kampagne bringt es auf den Punkt: „Sylt ist das, was du daraus machst.“
Kampen Jazz startet zum sechsten Mal, Sylt Open Air dagegen findet sich diesmal nicht im Kalender – was ist der Grund?
Die Organisation von Insel-Veranstaltungen erfordert umfangreiche Planungen und Ressourcen. Thema, Rentabilität, geeignete Rahmenbedingungen und das Erfüllen von Sicherheitsaspekten spielen dabei eine entscheidende Rolle. Sie müssen zudem bedenken, dass die Insellage eine zusätzliche logistische Herausforderung für die Veranstalter darstellt. Aus diesem Grund unterliegt der Veranstaltungskalender auf Sylt jedes Jahr fortlaufenden Veränderungen. Trotzdem schaffen wir es, unseren Gästen abwechslungsreiche Events zu bieten. Ich bin zuversichtlich, dass auch in diesem Jahr niemandem etwas fehlen wird.
Zur DNA Ihrer Insel gehört die große Zahl von Spitzenhotels und Meisterküchen. Dort werden allerdings auch höchste Preise aufgerufen. Sehen Sie in diesem Bereich neue Tendenzen beispielsweise im Hinblick auf veränderte Erwartungen der Nachwuchsgenerationen?
Sylt ist seit Jahrzehnten bekannt für seine Spitzenhotels und erstklassige Gastronomie. Die Preise spiegeln die Wertigkeit des Angebots wider. Auch weiterhin werden Preissensibilität und Qualität eine große Rolle spielen und über die Akzeptanz entscheiden – jetzt und zukünftig.
Auf Mallorcas Partymeile werden Touristen attackiert, Einwohner der Kanaren demonstrieren gegen immer mehr Tourismus – und auf Sylt eröffnen Punker nun schon ihr drittes Sommercamp. Steht der Tourismus vor oder schon in einer eigenen Zeitenwende – und wohin geht die Reise?
Wir heißen alle Gäste herzlich willkommen. In dieser Hinsicht haben wir uns nie verändert, von einer „Zeitenwende“ würde ich daher nicht sprechen. Allerdings haben wir bei Sylt Marketing unseren Blickwinkel in den letzten Jahren erweitert. Sylt ist für uns nicht nur eine Destination; die Insel ist unsere Heimat und das Zuhause der Menschen, die maßgeblich dazu beitragen, den Urlaub unserer Gäste zu etwas Besonderem zu machen. Ihre Bedürfnisse und ihre Zufriedenheit sind uns ein großes Anliegen. Deshalb arbeiten wir nicht nur daran, die Insel nach außen zu bewerben, sondern auch von innen heraus als harmonischen Lebensraum für die Einheimischen zu bewahren und mitzugestalten. Schließlich hat ihr Wohlbefinden unmittelbar Einfluss auf das Erlebnis unserer Gäste.
Wiederkehrende Verkehrsprobleme, Mangel an Fachpersonal und erschwinglichem Wohnraum für die Beschäftigten von Handel und Gastronomie gebe es auf allen Ferieninseln, sagte der airtours-Chef In MyiLands. Er schlug deshalb vor, Insel-Verantwortliche grenzüberschreitend zum Austausch zusammenzurufen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Dazu bot er Unterstützung an. Eine gute Idee aus Sylter Sicht?
Wir sind natürlich immer offen für Austausch und Zusammenarbeit. Die Herausforderungen bezüglich Infrastruktur, Wohnraum und Fachkräftemangel beschäftigen uns aber schon seit langem. Das sind für uns bekannte Themen, über die wir bereits kontinuierlich im Austausch sind. Insbesondere mit der Bahn, um Lösungen für eine verlässliche Erreichbarkeit zu finden. Aber: Es handelt sich hier um hochkomplexe Themen, die Zeit und Geduld erfordern. Glücklicherweise sehen wir bereits Fortschritte, insbesondere im Hinblick auf den Wohnraum, wo die Sylter Kommunen in den vergangenen Jahren viel erreichten.