Einer der zahlreichen Enkel von Konrad Adenauer, Deutschlands erstem Bundeskanzler, machte den Familiennamen zur Marke und seine Leidenschaft zum Beruf: Er kreiert Mode, die nach Strand und Erholung anmutet.
Andreas Adenauer ist einer von denen, die sich nach Sonne und Sand sehnen. Die von Wind und Wasser nicht nur träumen. Er lässt sich gern die Alltagshektik von einer Meeresbrise aus dem Kopf pusten und liebt es, auf dem Wakeboard über die Wellen zu reiten. Und weil am Strand Krawatte, Anzug und feine Kleidchen eher hinderlich sind, hat der 60-Jährige gleich die dazu passende Modefirma gegründet: die Adenauer & Co. GmbH. Zum ersten Mal hat er damit den Schritt gewagt, seinen prominenten Namen als Markenlogo einzusetzen. „In der Familie hatte niemand Einwände“, sagt Adenauer: „Und ich finde, der Name klingt doch sympathisch, oder nicht?“
„Ich habe mich schon mit 13 Jahren bei einem Ausflug
ANDREAS ADENAUER
nach London in den Secondhandläden und auf den Trödelmärkten
mit dem Modevirus infiziert.“
Unter diesem Markennamen entwirft der Unternehmer Hoodies, Kapuzenpullis mit großen Kängurutaschen, farbenfrohe T-Shirts, Blusen, Hemden, Jacken und Jeans – das auch in dreifacher XL-Größe. „Wir machen Kleidung, die uns nicht stylt oder verkleidet, sondern total entspannte Stücke. Ideal zum Entschleunigen und Akkuaufladen“, betont der Unternehmer. Er bedient damit ein Lebensgefühl, das vor allem mit Strand, Sonne und Ferien zu tun hat.
In Meerbusch-Büderich im denkmalgeschützten ehemaligen Zollhaus ist derzeit die Firmenzentrale. In Portixol auf Mallorca wurde vor drei Jahren in einem Loft nah am Wasser mit Blick auf die berühmten Molinas das Design-Zentrum mit allein 25 Mitarbeitern eröffnet (insgesamt beschäftigt die „The german beach house company“ 400 Mitarbeiter). Bundesweit von A wie Augsburg bis W wie Warnemünde gibt es in 52 Läden, die bei Adenauer Strandhäuser heißen, die Kollektionen zu kaufen. „Wir wollen stetig jedes Jahr fünf bis acht neue Geschäfte eröffnen, wobei ein Drittel unsere eigenen sind, die anderen werden von Franchisenehmern geführt.“ Vor allem in Küstennähe von Borkum bis Sylt und natürlich auf Mallorca sowie in den Städten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt oder Hamburg, aber auch in Kitzbühel, Garmisch und Lech finden sich die Standhäuser und eine zunehmend wachsende Zahl an stylischen Concept-Outlets. „Wir verkaufen unsere Ware seit fünf Jahren nicht mehr im Wholesale, sondern nur noch an den eigenen Standorten und online“, erklärt Andreas Adenauer.
Er ist einer der 24 Enkel des berühmten Konrad Adenauer. Doch im Gegensatz zu seinem Großvater habe es ihn nie in die Politik gezogen (sein Bruder ist Landrat). „Ich bin da eher aus der Art geschlagen“, sagt er: „Ich habe mich schon mit 13 Jahren bei einem Ausflug nach London in den Secondhandläden und auf den Trödelmarkten mit dem Modevirus infiziert.“ Seine Leidenschaft hat er kultiviert und zum Beruf gemacht.
Bevor Adenauer sich als Student einschrieb, hatte er schon drei Boutiquen in Schleiden, Krekel und Euskirchen eröffnet. „Mit dem Studium Betriebswirtschaft habe ich nur angefangen, weil mir meine Familie ständig in den Ohren lag, ich solle doch etwas Anständiges lernen“, erinnert sich der Sohn eines Landnotars und einer Schwedin aus einer Industriellendynastie.
Anfangs war er als selbstständiger Handelsvertreter in Sachen Mode unterwegs und entwickelte eifrig neue Konzepte, produzierte und verkaufte Kleidung. Zwei Jahre lang arbeitete er als Geschäftsführer für „Esprit“ in New York. Fünf Jahre Den Haag folgten. Er war Weltbürger mit Wohnsitz Hotel – bis er Anfang 2009 nur noch raus aus der Branche wollte.
Denn der Strand ist unser Zuhause – und der Moment, wenn sich die Sonne am Horizont im Meer widerspiegelt, ist für uns unbezahlbar.“
ANDREAS ADENAUER
Der Vorsatz war jedoch nicht von Dauer: „Ich bin ein gläubiger Mensch, habe auf mein Herz gehört und meine eigene Firma gegründet“, sagt er heute. Das Wachstum sei vom Start weg rasant gewesen. Der Retailumsatz liege derzeit bei 45 Millionen Euro, und die Expansion schreite voran. Wie erklärt er sich selbst diesen Erfolg? In den Kollektionen tauche zum Beispiel kein Schwarz auf. Die Deutschen seien ohnehin viel zu düster eingestellt. Dagegen setzt er auf heitere Farben wie Orange und Gelb, Grün und Pink. „Wir wollen anders und vor allem fröhlicher sein. Inspiration finden wir hierfür an der Nord- und Ostseeküste. Dort, wo sich Wasser und Land vereinen und Surfer und Meeresanbeter aus der ganzen Welt aufeinandertreffen. Denn der Strand ist unser Zuhause – und der Moment, wenn sich die Sonne am Horizont im Meer widerspiegelt, ist für uns unbezahlbar“, erklärt der Kanzlerenkel.
Der Mann, der in seiner Jugend passionierter Surfer und Skater war, auch heute gerne auf dem Wasser unterwegs ist und das Wakeboarden für sich entdeckt hat, denkt beim Entwurf seiner Kleider in Strandfarben und an Sonnenuntergänge. Entsprechend sehen auch seine Läden – egal, ob in Westerland, Palma oder Münster – wie Strandhäuschen aus mit verwitterten Holzplanken als Fassade und urigem Mobiliar.
Adenauer, der die ersten fünf Lebensjahre in Rhöndorf einem Stadtteil von Bad Honnef in einem Haus direkt unterhalb des ehemaligen Kanzlerdomizils gewohnt hat, legt großen Wert darauf, eine deutsche Firma zu sein, ein Unternehmen, das mitten in Europa liegt und in Europa fertigen ließ. „Lebe in Europa – kaufe von Europa“ ist sein fester Grundsatz.
Inzwischen leben der Unternehmer und auch seine drei jüngsten Kinder (Noah, 16, Aaron, 11, Abraham, 9) auf Mallorca in einem Dorf zehn Minuten von der Hauptstadt entfernt. „Der Standort ist perfekt. Ich mag es sonnig, warm und hab gern das Meer vor das Haustüre. Von Palma aus bin ich schnell in Düsseldorf oder zu den Produktionsstätten in der Türkei, in Italien und Portugal“, erklärt der 60-Jährige. Die Hälfte des Jahres ist er ohnehin unterwegs in aller Welt, in Skandinavien, in den USA und in Japan – nicht zuletzt um modisch stets auf dem Laufenden zu sein.
Auch wenn er ein starkes Team und eine Managerriege an seiner Seite hat, sind Design, Image und vor allem Strategie ganz klar Chefsache. Und eins lässt der Boss sich sowieso nicht nehmen: Jedes neu-eröffnete Strandhaus wird von ihm persönlich in Szene gesetzt und dekoriert. Andreas Adenauer lebt seinen Traum und sagt: „Mein Leben ist ein großes Geschenk. Ich kann so sein, wie ich will – und das in T-Shirt und Hoodie.“