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MyiLands 0324 - Naturschutz - 6

Große Sandraupen, kleine Wale

Nach der Sommersaison stehen auf Sylt wieder Beispiele für gelingenden Naturschutz im Mittelpunkt – die Rettung der Schweinswale ebenso wie die Mühen um den Strand-Sand gehören dazu. Ebenso Aktionstage im September

Kaum ist die Ferienzeit mit ihren oft kurzatmigen Aufregerthemen vorbei, wird auf Sylt wieder sichtbarer, worin die unbestreitbar größten Stärken der Insel liegen: Es sind die Attraktionen einer großartigen und schutzwürdigen Natur und deren nachhaltige Bewahrung.

Zwei Highlights verdienen aus diesem Anlass wieder besondere Aufmerksamkeit: Der niemals endende Widerstand der Insel gegen die landfressende Urgewalt der Nordseewellen einerseits und die seit 25 Jahren erfolgreiche Rettung der Schweinswale dank Europas erstem Walschutzgebiet vor der Sylter Westküste andererseits.

Sand für die Strände

Sturm und Wellen schlucken vor allem über den Herbst und den Winter ganze Schiffsladungen von Sand an der Westküste. Gerade in diesem Jahr musste der Etat für die deshalb notwendigen Sandaufspülungen um zwei auf nun 8,8 Millionen Euro aufgestockt werden. Die EU, die Bundesregierung und das Land Schleswig-Holstein haben die Mittel lockergemacht, weil diesmal rund 100 000 Kubikmeter Sand mehr als bislang notwendig waren, um die Winterschäden auszugleichen. Denn die sogenannten Kantenfluten mit Hochwasserständen um einen Meter über Normal erforderten diese Gegenmaßnahme. Ohnehin ist der Wasserstand vor Sylt in den vergangenen 100 Jahren um 20 Zentimeter gestiegen.

Wo genau welche Schäden zu reparieren sind, ermitteln jeweils im Frühjahr Fachleute des Landesbetriebs für Küstenschutz – und das schon seit 50 Jahren. Danach macht am Westhorizont alljährlich das Saugbagger-Spezialschiff rund acht Kilometer vor Westerland fest. Bis zu 30 Meter tief saugt das Schiff den Sand vom Meeresboden, nimmt damit zugleich Wasser auf und pumpt diese Mischung durch Rohrleitungen bis an die Strände. Dort verteilen Raupen den Sand exakt an die zuvor bestimmten kritischen Punkte. Der hohe Aufwand hält nicht allein die Insel Sylt zusammen. Das Verfahren trägt auch wesentlich bei zur Erhaltung der Festlandküsten, die östlich von Sylt im Windschatten der schützenden Insel liegen.

Rettung der Schweinswale

Eine bedeutende Rettungsaktion zum Erhalt einer vom Aussterben bedrohten Art feiert in diesem Jahr das Silberjubiläum. Vor 25 Jahren wurde vor der Westküste von Sylt das erste uns bisher einzige Walschutzgebiet in Europa errichtet. Die kleinste unter den Walarten, die vor allem in der Nord- und Ostsee vorkommt, war bereits 1982 als Art, die auszusterben drohte, unter Schutz gestellt worden. 1999 dann wurde ein Areal westlich vor den Küsten vom Amrum und Sylt zur Walschutzzone erklärt. Auf deren 1.200 Quadratkilometern müssen Schiffe seither ihr Tempo drosseln, Fischfang ist ebenso generell verboten wie die Errichtung von Windkraftanlagen.

Im Jubiläumsjahr können Sylt-Bewohner und ihre Gäste zuweilen aus der Nähe miterleben, wie sich
die Population der bis zu 1,85 Meter großen Walart inzwischen erholt hat: Am Flutsaum der Weststrände tauchen bei ruhiger See zeitweise Walmütter mit ihrem Nachwuchs auf. Charlie Esser, Naturschutzbotschafterin der Sylter Naturschutzverbände, fasst das Ergebnis der vergangenen 25 Jahre zusammen: „Das Schutzgebiet liegt an einem Außenriff mit einer Ansammlung von Riffen und Sandbänken. Daher ist es ein sehr artenreiches Meeresgebiet und bietet den Schweinswalen Nahrung.“ Zugleich sei die Region ein optimales Gebiet zur Fortpflanzung. „Hier bringen die Mütter im Frühling ihre Jungen zur Welt und schwimmen im Sommer mit ihnen nah an die Sylter Küste, um im flachen Wasser nach Sandaalen und Plattfischen zu jagen.“

Wal-Tour auf dem Walpfad

Den kleinen Verwandten der größten Meeressäuger hat Sylt 2016 einen besonders attraktiven Weg gewidmet: Es ist der Sylter Walpfad, der 40 Kilometer entlang der Westküste zum Radfahren und Wandern einlädt. An 22 Strandübergängen entlang des Walpfades informieren Texttafeln über Schweinswale und weitere Tierarten der Region wie Seehunde, Kegelrobben und Seevögel. In diesem Sommer bot Charlie Esser naturkundliche Radtouren unter dem Motto „auf den Spuren der Schweinswale“ an.

Auch während der Nachhaltigkeitstage im September ist der Walpfad als besondere Attraktion im Spiel: Sylt bietet die 40-Kilometer-Tour auch als Doppelevent mit jeweils 20 Kilometern über zwei Tage an – mit einer Nordtour von Westerland bis zum Zentrum für Naturgewalten in List und einer Südtour bis zur „Arche Wattenmeer“ in Hörnum.

Mitmachen bei Aktionstagen

Die Tourismusorganisationen der Insel, das Erlebniszentrum Naturgewalten, die Schutzstation Wattenmeer, das Alfred-Wegener-Institut und die Sylt Marketing GmbH organisieren gerade zum dritten Mal gemeinsam ihre Beiträge zu den Deutschen Aktionstagen Nachhaltigkeit, die vom 18. September bis 8. Oktober dauern. Parallel veranstalten auch die europäischen Nachbarn Österreich und Frankreich eigene Aktionstage.

Zum Mitdenken und Mitmachen bei den Sylter Aktionstagen ab 18. September eingeladen sind auf Sylt Einzelpersonen, Vereine, Unternehmen und Schulen. Das Kaleidoskop der Möglichkeiten reicht von Nachbarschaftsflohmärkten über Kleidertauschbörsen bis zu Vorträgen. Tessa Heyde, bei Sylt Marketing zuständig fürs Thema Nachhaltigkeit, ist für Rückfragen und zur Beratung erreichbar per E-Mail ( t.heyde@sylt.de ) und per Telefon ( 04651-820217 ).

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