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Ausblick auf den Ferienalltag 2022

Mallorca und die Betten-Bremse

Im Exklusiv-Interview mit MyiLands begründet Tourismus-Direktorin Lucia Escribano-Alés, weshalb sie mit rund elf Millionen Gästen, weniger Alkoholexzessen, neuen Bussen und neuer Urlaubsqualität rechnet.

Die ersten Nachrichten klangen nach Euphorie: Bis Oktober hätten Fluggesellschaften über 175.000 Starts und Landungen gebucht – plus 4,1 Prozent gegenüber 2019. Insgesamt war von über 16 Millionen Passagieren mit Hin- und Rückflug die Rede, ein Rekordergebnis. Doch seit Beginn des Ukraine-Krieges nimmt die Reiselust weniger zu als prognostiziert.
„Die Agenturen sagen uns, dass der Verkauf von Reisen langsamer läuft. Aber unsere Zahlen bleiben gut – Europa-Reisen sind auch in dieser Lage gefragt. Und Mallorca ist nur zwei Flugstunden von zuhause entfernt“, sagt Lucia Escribano Alés, die Tourismusdirektorin des Inselrates Mallorca im Interview.


MYILANDS: Ungewissheit bleibt, weil erstmals seit Jahrzehnten wieder Krieg in Europa tobt. Und Covid 19 ist auch noch nicht aus der Welt. Wie schätzen Sie die Risiken ein?

LUCIA ESCRIBANO-ALÉS: Mallorca hat fast alle Pandemie-Einschränkungen zurückgenommen, weil die Impfquote hoch und die Inzidenzen niedrig sind. Die Gastgeber und ihre Mannschaften sind motiviert, die Insel hat sich gut vorbereitet und bietet verlängerte Saisonzeiten an. So hoffen wir, dass Ende des Jahres noch etwa elf Millionen Gäste bilanziert werden können, so viele wie vor 2019.


Welche neuen Regeln finden Ihre Gästeab April vor?
Von den Corona-Restriktionen bleibt im Wesentlichen nur die Maskenpflicht in Innenräumen, im Taxi oder im Bus. Sonst ist alles frei – das Leben am Strand, die Öffnungszeiten der Restaurants, Bars und Diskotheken.


Auch der Megapark und seine Nachbarn an der Playa de Palma öffnen gerade wieder. Wie geht es weiter mit der Regulierung des sogenannten „Sauftourismus“?
Der aggressive Alkoholkonsum wird eingeschränkt. So endet der öffentliche Alkoholverkauf um 22 Uhr, Minderjährige unter 18 dürfen keinen Alkohol erhalten, junge Kunden müssen sich ausweisen. Bei All Inclusive Hotels dürfen nur je zwei Glas zum Mittag- und Abendessen kostenlos ausgeschenkt werden. Wir stellen zusätzliche Inspektoren ein, um die Einhaltung dieser Regeln zu kontrollieren.


Der anhaltende Sturm auf die Urlauberbetten hat Sie auch zu einem neuen Tourismusgesetz veranlasst. Das ist auf Europas Festland teilweise als Gesetz zur Rationierung von Hotel- und Privatbetten verstanden worden. Stimmt dieser Eindruck?
Rationierung klingt negativ, aber die meisten Bettenanbieter auf unserer Insel sehen das Gesetz eher positiv, denn die Gäste werden den Mehrwert spüren. Schließlich sind die überlebenswichtigen natürlichen Ressourcen wie Luft, Wasser und Energie auf der Insel nicht unendlich.


Was also genau bestimmt das neue Gesetz?
Es geht um aktuell etwa 300.000 Hotelbetten und über 100.00 privat vermietete Betten auf der Insel. Wir verpflichten Gastgeber, die Renovierungen oder Ausbauten beantragen, zu ökologischen Verbesserungen innerhalb eines Fünfjahresplans. Wer ausbauen will, muss den Strom- und Wasserverbrauch neu regeln, in der Küche stärker regionale Produkte verwenden und die Restabfälle kompostieren. Neue Betten werden nur genehmigt, wenn die Bettenzahl zugleich um fünf Prozent reduziert wird. Zusätzlich müssen die neuen Schlafmöglichkeiten hochgestellt werden können, damit die Reinigungskräfte es beim Bettenmachen leichter haben. Wir machen also Ernst mit dem Ziel, mehr Qualität bei weniger Quantität anzubieten.


Auch der öffentliche Nahverkehr wird verbessert?
Ja, wir intensivieren gerade die Werbung für unsere ­neuen tib-Busse. Die verkehren vom und zum Flughafen und bedienen zu günstigen Tarifen die wichtigsten touristischen Ziele auf der Insel. Es handelt sich um Busse mit Elektro-, Gas- oder Hybridantrieb. Auch die Busse und die Metro in Palma-Stadt werden so umgerüstet. Sie sollen die ständig wachsende Welle von Mietautos ein­dämmen helfen.

Vor der Pandemie war von einer Beschränkung der Kreuzfahrt-Reisen nach Mallorca die Rede. Wie sieht es 2022 damit aus – TUI Cruises startete gerade mit einer nachträglichen Karnevalsreise ab Palma, AIDA eröffnet die Palma-Saison am 23. April mit seinem neuen Flaggschiff AIDAcosma?
Bis 2019 hatten wir bis zu fünf Kreuzfahrtankünfte in Palma pro Tag, darunter manchmal zwei Megaliner mit jeweils mehr als 5000 Passagieren. Das Gedränge und die Abgase wurden unerträglich – für die Einheimischen wie auch für die Passagiere. Mit der Kreuzfahrtbranche haben wir uns auf eine Begrenzung geeinigt. Nun legen täglich maximal drei Schiffe an. Darunter ist nur noch eines mit mehr als 5000 Passagieren.


Die Pandemie hat auf Mallorca sichtbar gemacht, wie stark eine große Zahl der Einwohner vom Tourismus abhängig ist. Macht die Insel nun ihren Frieden mit der wichtigsten Wirtschaftsbranche?
Der Tourismus liefert der Insel 48 Prozent der Wirtschaftsleistung und sorgt für 32 Prozent aller Arbeitsplätze. Ohne Tourismus geht gar nichts. Ich habe den Eindruck, dass die Einsicht gewachsen ist, dass wir alle nur eine Zukunft haben, wenn wir nachhaltige Entwicklungen voranbringen. Wir haben 2017 damit angefangen, die Einnahmen aus der neuen Tourismus-Abgabe in eine inzwischen respektable Reihe lebenswichtiger Infrastrukturprojekte zu investieren. Zugleich steuern wir damit um vom Massentourismus zum nachhaltigen Qualitäts­tourismus. Davon profitieren alle.

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