Leon Löwentraut, 20 Jahre jung, gilt als Shootingstar der Kunstszene. Nach einer Ausstellung in Palma sind seine Arbeiten nun auf der Burg Vischering zu sehen.
von DAGMAR HAAS-PILWAT
Als Kind malt wohl jeder, aber wenige machen die Kunst zu ihrem Beruf. Bei Leon Löwentraut ist das anders: Als er 16 war, wurde der Kunstmarkt auf ihn aufmerksam. Inzwischen stellt er seine Werke auf der ganzen Welt aus und bekommt für seine Bilder mehrere zehntausend Euro. In Scharen strömen die Gäste zu seinen Vernissagen: So drängelten sich mehr als 1300 Besuchern bei der Eröffnung der Ausstellung „Zwanzig“ auf Burg Vischering. Über 600 Gäste hatte Gerhardt Braun in seiner Galerie im Carrer Sant Feliu in Palma zur Vernissage der Ausstellung „Summer Madness“ (Sommerwahnsinn) begrüßt. Der 20-Jährige selbst kam in einem quietschbunten Mantel und per Kutsche angefahren. Jeder wollte ein Selfie mit dem Blondschopf und ganz nebenbei waren die 20 Bilder noch am Abend alle verkauft.
Der Andrang kommt nicht von ungefähr. Der Düsseldorfer ist in der Kunstszene das, was man einen Shootingstar nennt. Ob in Basel, London oder Singapur – Leon Löwentraut (er heißt wirklich so) ist ein Liebling der Sammler. Entsprechend hoch sind die Preise, die für seine Arbeiten gezahlt werden. Auch bei seiner Schau in der Galerie Edelmann Arts in New York – so Vater Jörg Löwentraut, der den erfolgreichen Sohn auch managt, waren alle Bilder sofort ausverkauft. Kunstliebhaber bekommen nicht genug von ihm und seinem ausgefallenen Stil. Er führt eine Warteliste mit über 1000 Interessenten für seine Bilder. Sie alle müssen ein bis drei Jahre warten auf ihren „echten Löwentraut“. Die Schau auf der münsterländischen, nahezu 750 Jahre alten Burg Vischering konzentriert sich auf die jüngsten Gemälde des Malers. Die 20 Leinwandarbeiten, teils großformatig, stammen aus 2018 und zeigen Löwentrauts charakteristische Figurenkompositionen in expressiver Manier.
Neben den Unikaten ist auch das grafische Gesamtwerk erstmalig zusammengetragen: Die mehr als 40 von Hand übermalten Grafiken geben einen Einblick in das Schaffen des Malers der letzten drei Jahre und gelten jetzt schon, da alle veröffentlichten Editionen verkauft sind, als Raritäten. „Löwentrauts“ sind schnell vergriffen. Und der 20-Jährige, der von der Düsseldorfer Galerie Geuer & Geuer Art vertreten wird, tut alles dafür, dass es so bleibt.
Highlight der Ausstellung bildet das 17 Blätter umfassende Portfolio zu den #Art4GlobalGoals, einer internationalen Kampagne, für die Leon Löwentraut mit der Unterstützung der UNESCO, der YOU Stiftung und der Geuer & Geuer Art insgesamt 17 Unikate erarbeitet hat. Diese Arbeiten wurden im Frühjahr erstmalig im Pariser Hauptsitz der UNESCO vorgestellt, sie waren im Düsseldorfer Landtag und im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Berlin zu sehen.
Bis 2030 sollen sie weltweit für die Bekanntmachung und Unterstützung der nachhaltigen Entwicklungsziele eingesetzt werden, die die Weltgemeinschaft und die Vereinten Nationen 2015 gemeinsam verabschiedet haben. Diese 17 Ziele (Goals) sollen dazu beitragen, die Welt zu verbessern. Dazu gehören „keine Hungersnot“, „Frieden und Gerechtigkeit“ und „Gleichberechtigung der Geschlechter“. Jedes einzelne Ziel wurde von Leon Löwentraut künstlerisch interpretiert und gestaltet.
Der Düsseldorfer wurde von einer internationalen Kommission dafür ausgewählt, die Symbole der internationalen Gemeinschaft in seinem Stil zu interpretieren. Bis 2030 erscheint dann jedes Jahr jeweils eine Edition der Bilder in einer Auflage von 49 Exemplaren.
Bislang haben der Künstler, der sich von Henri Matisse, Jean-Michel Basquiat und Pablo Picasso inspiriert sieht – und sein Düsseldorfer Galerist Dirk Geuer rund 680.000 Euro für den Bau einer Schule in einem Slumgebiet in Dakar/Senegal gespendet. Löwentraut ist nicht unumstritten: Die einen nennen ihn „Bubicasso“ oder „blonder Picasso“, so mancher Kunstkenner sieht seine expressiven Arbeiten kritisch. Unstrittig ist allerdings sein einmaliger Erfolg.
Wenn Leon Löwentraut malt, trägt er dick auf. Acryl oder Le-Corbusier-Farbe, für die langsam trocknende Ölfarbe, sagt er, habe er keine Geduld. Farbe ist sein wichtigstes Ausdrucksmittel. „Ich habe mich immer am wohlsten gefühlt, wenn die Bilder komplett bunt sind”, so der Maler. In der Regel malt er nachts, allein, wenn das Handy ausgeschaltet ist und laute Rap-Musik durch sein Atelier dröhnt.
Demnächst wird die ganze Familie – inklusive der Großeltern – nach Mönchengladbach ziehen. Dort hat der 20-Jährige ein Gehöft gekauft, dort schlägt er sein Atelier auf und plant ein Mehrgenerationenhaus. Leon Löwentraut – das ist eben auch ein funktionierendes Familienunternehmen.