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MyiLands Online EXKLUSIV – Star-Pianist Joja Wendt im Interview

Konzert in der alten Heimat – Star-Pianist Joja Wendt im Interview

In der Septemberausgabe des letzten Jahres stellten wir bereits den Sylt Liebhaber, den Virtuosen mit Wortwitz oder einfach einen der besten deutschen Pianisten vor. MyiLands sprach nach dem Dortmunder Konzert über seine Rückkehr in seiner alten Heimat, seine Rückkehr auf die großen Bühnen und seine Zeit im Lockdown.

Foto: MyiLands

MYILANDS: Joja wie war es denn beim ersten Mal – endlich nach langer Coronapause wieder ein Konzert in geschlossenen Räumen in NRW und dann noch im Konzerthaus Dortmund, ihrer alten Heimat?
Joja Wendt: Ja, es war schon eine schwierige Zeit für uns. Auch für mich, speziell aber für das ganze Team, weil wir natürlich wirklich für einige Zeit die Perspektive verloren haben. Wenn wir im normalen Betrieb sind, dann hat das alles so seine Routinen, und man weiß zugleich: Okay, dafür muss ich wieder was Neues bringen. Dann bleibt man einfach mehr dran. Wenn all das fehlt, dieses Ziel vor Augen fehlt, ja dann verliert man eben auch diesen Antrieb. Und das ist wirklich dramatisch.

Wann war ihr letztes Konzert vor Dortmund?
Es ging eigentlich los für mich am 1. August in der Elbphilharmonie. Dann habe noch mal zwei Festivals gespielt und jetzt in Dortmund, dann Dienstag in Kölns Philharmonie und am Donnerstag in Düsseldorf in der Tonhalle. Und dann ist wieder alles abgesagt. Bis Ende des Jahres. Das ist wirklich dramatisch.

Wie war es wieder vor Publikum zu spielen. Ich persönlich fand, man hat, als sie die Bühne betraten, Ihre Nervosität und gleichzeitig die große Vorfreude an Ihrer Haltung und in ihren Augen sehen können. Was dann kam, war ein famoses Konzert. Sie interagierten mit dem Publikum.
Ja, es war außergewöhnlich schön. Interaktiv, das ist schon das richtige Wort. Die verschiedenen interaktiven Elemente, die für mich dazu gehören, wurden angenommen, es war schon cool.

Was Viele gar nicht wissen – es war ein Heimspiel. Sie haben viele Jahre ihres Lebens in Dortmund verbracht.
Genau. Ich bin in Hamburg geboren, dann bin ich tatsächlich mit acht oder so mit meinen Eltern nach Dortmund gekommen, erst mit 16 dann wieder weg. Heute, als Weltreisender am Piano, will und kann ich mich aus Hamburg nicht mehr wegdenken. Die wichtigsten Jahre der Jugend aber waren eigentlich in Dortmund. Und insofern das prägt schon. Dortmund ist ja nun nicht besonders schön, aber die Leute haben das Herz auf dem rechten Fleck.

Im Ruhrpott sich zu sozialisieren, das muss ja kein Nachteil sein.
Nee, nee, das ist kein Nachteil. Man muss aber sagen, wenn man so durch den Dortmunder Norden fährt, das ist schon gewöhnungsbedürftig. Das war zum Beispiel früher auch nie so mein Kiez. Da gibt es eher die härtere Gangart.

Foto: MyiLands

Fußballspieler, wissen wir an der Ruhr, mögen zwar am Rand solcher Viertel trainieren. Aber auch Borussen, Bochumer oder Schalker fahren zu Saisonvorbereitung ins Trainingscamp. Wie bereitet sich eigentlich ein Starpianist wie Sie vor?
Ich mache das tatsächlich auch ähnlich, aber ohne Trainingslager. Natürlich muss ichnämlich täglich dran bleiben. Spielen, spielen, spielen ist das Motto. Und vor besonders wichtigen Konzerten oder vor neuen Programmen mache ich das wirklich auch sehr strukturiert – am besten und schnellsten lerne ich, wenn ich die Dinge einfach viel durchspiele. Und zwar so lange, dass es auch wirklich sitzt. Dann habe ich eine Garantie, dass alles wirklich hundertprozentig klappt. Je besser man vorbereitet ist, desto sicherer ist man auf der Bühne und kann dann auch mit dem Publikum sicherer interagieren. Aus der Sicherheit des Repertoires ergibt sich dann im Konzert auch die Gelöstheit der Atmosphäre.

Haben Sie ihr Programm der besonderen Zeit angepasst?
Ja, wie immer gibt es aktuelle Bezüge. Ich will das aber nicht so schwer machen. Ich will auch das Thema nicht zu sehr in den Vordergrund spielen. Klar, es gibt das neue eigene Stück, das in der Pandemiezeit entstanden ist. Aber ich gehe ja thematisch niemals hundertprozentig plakativ auf die Zwölf, sondern versuche, mir und dem Publikum die Leichtigkeit zu erhalten.

Dieter Nuhr berichtete MyiLands vor kurzem (zum Interview mit Dieter Nur), dass er die Zeit mit der Kunst der Fotografie verbracht hat. Sie schrieben ein Buch und malten. Sucht man nach künstlerischen Alternativen oder macht man einfach das was man schon immer wollte, aber keine Zeit dazu hatte?
Ja, man hat natürlich sehr viel Zeit und man will ja auch weiter kreativ bleiben, klar. Dieter Nuhr fotografiert, was ja auch ein kreativer Prozess ist. Man versucht, seine Kreativität aufrecht zu erhalten, das ist ja auch ein Teil unserer Persönlichkeit. Aber generell muss man sagen, es ist schon frustrierend, diese Welt, die Situation und ich hoffe, dass auch dieser Spuk bald vorbei ist.

Wie schwierig ist es, so ein Konzert überhaupt in der heutigen Zeit durchzuführen? Jedes Bundesland hat eigene Verfügung, jede Stadt hat unterschiedliche Auffassungen vom Gesundheitsschutz. Dazu kommen die unterschiedlichen Behörden, Veranstalter, Betriebsstätten innerhalb der Stadt. Ergibt man sich da dem Schicksal? Verzweifelt man an der Bürokratie oder kämpft man tapfer dagegen an?
Also ehrlich gesagt, der Kampf beginnt erst gerade. Wir sind jetzt in einer Phase sind, wo die Politik sehr viel offen lässt. Die Politik spielt sozusagen die Entscheidungen an die Häuser und die Häuser an die Künstler. Das bietet jetzt gestalterischen Freiraum und das versuchen wir jetzt auch natürlich zu nutzen. Aber das bleibt schwierig. Beispielsweise haben wir jetzt in Hamburg die Regel „2 G“, da bleiben die Getesteten nun außen vor. Das ist auch zumindest mal unglücklich. Aber mit dieser Regel können wir Musiker wieder auftreten, spielen. Es bleibt eine schwierige Situation.

In den Konzerten sind Sie auch in der Rolle eines Geschichtenerzählers unterwegs, verbinden Vergangenheit, Gegenwart, erklären Zusammenhänge. Zugleich sind Sie ein musikalischer Erzieher. Aber Sie werden nie politisch, oder?
Na ja, ehrlich gesagt, es gibt Leute, die sich besser in der Politik auskennen als ich. Aber natürlich hat jeder so seine Haltung, auch seine Meinung. Das gilt auch für uns alle in der Familie. Einen Weg vorzugeben, ist da aber schwierig.

Vielen Dank für das Interview – und bis bald wieder auf Sylt!

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