Philipp Erik Breitenfeld und sein Porto Cristo
Bereits zu Mitte des letzten Jahrzehnts erkannte der charismatische Selfmademan die größte Gefahr für deutsche Unternehmen, nämlich den ständig steigenden Fachkräftemangel in unserem Land – und er entdeckte darin die große Chance für sich.
von CHRISTIAN FARAGO
„Fachkräftemangel gibt es nicht – wenn wir europäisch denken!“ sprudelt es direkt zu Beginn unseres Gesprächs aus dem gebürtigen Nürnberger heraus. Er denkt nicht nur europäisch, er handelt auch so. Personalrecruiting qualifizierter Fachkräfte aus dem benachbarten Ausland zur langfristigen Überlassung an deutsche Unternehmen, vorrangig aus dem Handwerks- und Industriesektor – das ist der Kern und Erfolgsgarant seiner 2013 gegründeten Humanus Personalservice, in der PEB mittlerweile knapp 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Er überlässt aber nicht nur Personal mit seinem in Nördlingen ansässigen Unternehmen. Nein, er „überlässt“ auch sein Wissen – als Deutschlands führender Speaker für Unternehmenssicherung. „So sind die Wochenenden auch verplant“, lacht der sehr entspannt wirkende Weinliebhaber.
Bei diesem Pensum gilt es gelegentlich, die Akkus zu laden. Und das macht der Mallorca-Lover am liebsten im Osten der Insel. „Seit vielen Jahren fahre ich nun im Sommer nach Porto Cristo. Der Ort ist für mich fast mystisch.“ Denn hier findet der in Hamburg aufgewachsene bekennende Genussmensch alles, was ihn glücklich macht: Sonne, eine an der Küste liegende Luxusvilla mit Meerblick, einen familiären Hafen, fantastische Restaurants mit spannender lokaler Weinauswahl – und vor Allem Ruhe.
„Ich könnte auch hier auf Mallorca mindestens jeden Tag zwei Termine haben. Aber das will ich nicht. Und deshalb meide ich auch Palma und Port Adriano, denn hier könnte ich keine zehn Meter gehen, ohne dass mir irgendwer auf die Schulter haut.“ Er bleibt in Porto Cristo, dem Ort, der eine intensive, fast „reinigende“ Wirkung auf den Workaholic hat. „Die Ruhe tut mir gut. Bereits am zweiten Tag bin ich wieder total fokussiert auf mich selbst, sortiere mich fürs nächste Jahr. Für mich gibt es keinen Ort, an dem ich besser entspannen kann.“
Entspannen kann der Genießer am besten beim Genießen.
Zu seinen absoluten Lieblingslokalitäten auf der Insel gehören die Restaurants der beiden Sasso-Brüder, die mit ihrer Twooceans Group mittlerweile 4 Hotspots in Porto Cristo betreiben.
So ist es nicht verwunderlich, dass wir uns im Quince treffen, einem gemütlichen, bunten, etwas rustikal wirkenden Ort in erster Meerreihe des Hafens. „Warum wir uns hier treffen?! Na, weil Martin, Mariano und ich mittlerweile gute Freunde sind. Und weil ich diese herrlich unverkopfte, produktfokussierte Küche liebe.“ Und damit hat der Gourmet, der schon viele 2- und 3-Sterner dieser Welt besucht hat, absolut Recht.
Die Karte liest sich erstmal nach Fusion Cuisine. Jedoch wird nach dem Servieren der ersten Tapas, die wir zum Start einnehmen sehr schnell klar, dass hier nicht konstruiert wird, sondern das Produkt der Star ist.
Zu frisch gebackenem dunklen und hellen Brot wird eine sehr leicht wirkende Kräuter-Aioli, bestes mallorquinisches Olivenöl, Salz von den Salinen und einfach 2 ganze Sonnenreife Tomaten gereicht. „So einfach, so gut. Das ist Mallorca!“ Dann frittierter Tintenfisch – einmal klassisch in Ringen, oder alternativ die kleinen Baby-Chipirones. Super frisch. Innen zart, außen knusprig. „Was will man mehr?!“
Highlight der Starter sind an diesem Abend sicherlich die gegrillten Jakobsmuscheln, deren chillilastige Marinade diesem so feinen Produkt mal einen mehr als unerwarteten Kick verleiht und unsere Hände schnell zu den bereits gefüllten Weingläsern führt. „Warum trinken wir Champagner?“ frage ich etwas irritiert, der eher einen spanischen Cava erwartete. Eine Frage, die den Inhalt unserer Unterhaltung bis tief in die Nacht bestimmte.
PEB ist ein absoluter Weinexperte. Sein Weinkeller gehört nicht nur mit zu den größten privaten Kellern in Deutschland, sein Weinwissen ist mindestens genauso groß. So ist es nicht verwunderlich, dass er gemeinsam mit namenhaften Winzern vor Jahren die ersten relevanten Weinforen im Netz etablierte und eine eigene Weineinkaufsgenossenschaft gründete.
„Ich liebe einfach Champagner. Diese Finesse bekommen nur ganz wenige hin. Auf Mallorca trinke ich natürlich gern Weine der Insel. Und ich bin sehr froh über die Entwicklung der einheimischen Winzer in den letzten Jahren. Hier zeigt sich eine Parallele zum Tourismus: Fokussierung. Qualität statt Quantität. Das gefällt mir. Vor allem die Weine von Gelabert trinke ich hier gerne und nein, ich vergleiche sie nicht mit Weinen anderer Regionen: Sie sind einfach Mallorca. Aber einen schönen Schaumwein hab hier leider noch nicht gefunden – deshalb Champagner.“
Zum Hauptgang wählten wir perfekte Spaghetti mit Meeresfrüchten und butterzarte Shortribs vom Ibericoschwein. „Bisschen was zum Teilen geht noch?!“ schmunzelte mein sympathisches Gegenüber.
Nicht unbedingt der Hunger, sondern viel mehr die enorme Großzügigkeit des Errichters einer eigenen Schule für die Ärmsten der Armen in Südafrika war Antrieb für diese Frage und die Bestellung eines kurzangebratenen Thunfisch Tatakis in herausragender Qualität. „Pimentos müssen auch sein!“ lachte es vom der anderen Seite des Tisches, den wir zwischenzeitlich gewechselt hatten, um noch mehr die Nachtruhe-Stimmung des Hafens optisch aufsaugen zu können.
Außergewöhnliche Dessertvariationen auf Basis von Möhre, Mandeln und Olivenöl bildeten den Abschluss eines genussreichen, unterhaltsamen und vor allem kurzweiligen Dinners an einem divergenten Ort aus Ruhe und Energie – auch ich fühle um kurz nach Mitternacht diese Liebe fürs Quince und freue mich schon jetzt auf meinem Besuch im stylischen Vibes.